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Im Bücherregal: Einmal um die ganze Welt mit Boris Herrmann

Schon mal in einem Segelboot gesessen? Dann lässt sich vielleicht ermessen, was es bedeutet, 80 Tage auf solch einem wild schaukelnden und stampfenden Transportmittel zu verbringen. Wenn nicht, dann vermitteln die Bilder des gerade im Verlag Delius Klasing erschienenen Bildbands „boris herrmann seaexplorer“, wie nahe sich bei einer Reise rund um die Welt Euphorie und Verzweiflung kommen. Vor allem, wenn man als Einhandsegler an Bord ist, um Wind und Wellen im Alleingang zu bezwingen.

Boris Herrmann, 40 Jahre alt, hat bei der wohl härtesten Segelregatta den Globus in 80 Tagen mit seiner Rennyacht „Seaexplorer“ umrundet. Von Frankreichs Küste ums Kap der Guten Hoffnung, quer über den Südpazifik und ums Kap Hoorn zurück nach Norden. Er meldete sich währenddessen mit kleinen Podcasts immer wieder über Satellit und fand damit schnell ein Millionen-Publikum zuhause. Schließlich war er der erste deutsche Segler, der beim Segelabenteuer Vendée Globe startete und auch das Ziel erreichte. Nicht alle der 33 Teilnehmer, die am 8. November 2020 in Sables d’Olonne an der französischen Atlantikküste in See stachen, kamen 80 Tage später ins Ziel. Acht von ihnen mussten aufgeben. Zwischendurch half Herrmann bei der Suche nach einem havarierten Teilnehmer, dem Franzosen Kevin Escoffier, der nach dem Crash seines Bootes im Rettungsfloß auf dem Südatlantik überlebt hatte. Ein Umstand, der ihm eine Zeitgutschrift und am Ende Platz fünf einbrachte.

Der empathische Niedersachse aus Oldenburg hat jedoch auch andere Ziele vor Augen. Bereits im Vorjahr ging Greta Thunberg an Bord seiner Yacht „Malizia“, auf der er sie zum Klimagipfel nach New York segelte. Fliegen ist ja nicht im Sinne der Klima-Aktivistin. Und während der Vendée Globe setze Herrmann in regelmäßigen Abständen Bojen aus, mit deren Hilfe nun unter anderem der CO2-Gehalt des Meerwassers in jenen Gewässern ermittelt werden kann, die jenseits üblicher Schifffahrtsrouten liegen. Sein Motto zur Klimarettung: A race we must win, ein Rennen, das wir gewinnen müssen.

Der prachtvoll ausgestattete Bildband zeigt auf 208 Seiten 395 teils großformatige Fotos von Boris Herrmanns Kampf mit den Elementen. Die Technik seiner Yacht im Detail und faszinierende Bilder, wenn sich das rund 18 Meter lange Schiff auf die so genannten Foils hebt, die sie wie ein Tragflächenboot aus dem Wasser heben, um eine höhere Geschwindigkeit zu ermöglichen. Die Segel haben eine Gesamtfläche von 290 Quadratmetern, kurz nach der Umrundung von Kap Hoorn reist eines davon, Herrmann flickt es und hetzt weiter.

Wilde Wellen, weite Meere und romantische Sonnenuntergänge zeigt der Bildband und einen meist gutgelaunten Boris Herrmann, der aufgrund einer Kollision mit einem Fischkutter nur wenige Seemeilen vor dem Ziel an vielversprechender Position liegend noch auf den fünften Platz zurückfällt. Was für einen Newcomer bei der härtesten Regatta der Welt überhaupt kein schlechtes Ergebnis ist. Denn hier gilt, nicht nur dabei sein, ankommen ist wichtig.

Was der Band nur am Rande streift, ist die Beschreibung des Rennens und der teils dramatischen Aufholjagd, die Herrmann zeitweise sogar vor die führenden Yachten brachte. Segeln ist eben Strategie, wo morgens noch Flaute herrscht, kann am Mittag schon eine kräftige Brise mächtig anschieben. Eindrucksvoll ist der Bildband allemal und eine schöne Würdigung der Mannschaft, die aus der Ferne für navigatorische und moralische Unterstützung sorgte. Das Buch eignet sich sehr für die trüben Wintertage, denn es bringt die Sonne der Südsee nicht nur unter den Tannenbaum, sondern auch in die Herzen. Unser Tipp für ein Last-Minute-Geschenk zu Weihnachten. Auch für Nicht-Segler.

„Boris Herrmann Seaexplorer – Meine Vendée Globe 2020/21“ von Birgit Radebold, Jochen Rieker und Jörg Weusthoff (Hrsg.) ist im Delus-Klasing-Verlag erschienen. Das Buch hat 208 Seiten mit 395 Fotos und Abbildungen und kostet 49,90 Euro. (aum/mk)

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„Boris Herrmann Seaexplorer – Meine Vendée Globe 2020/21“ von Birgit Radebold, Jochen Rieker und Jörg Weusthoff (Hrsg.)

„Boris Herrmann Seaexplorer – Meine Vendée Globe 2020/21“ von Birgit Radebold, Jochen Rieker und Jörg Weusthoff (Hrsg.)

Foto: Autoren-Union Mobilität/Delius-Klasing-Verlag

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