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Mobilmachung für Träume von der Wildnis

„Einfach mal raus“. Diesem Bedürfnis nachzugeben, blieb vielen Menschen versagt, seit das Corona-Virus Fremdenverkehr und Tourismus-Industrie in den Würgegriff nahm. Land Rover hat aus der Not eine Tugend für Abenteuerlustige gemacht und das Modell Defender inklusive Übernachtungsmöglichkeit angeboten. Wir haben den Geländewagen mit Dachzelt ausprobiert.

Eine Reihe von Hilfsmitteln, um „einfach mal raus“ zu kommen, haben 2020 einen unerwarteten Nachfragezuwachs erlebt. Dazu gehören luxuriöse Wohnmobile ebenso wie Fahrräder. Irgendwo auf der Skala zwischen der Mobilisierung des heimischen Komforts und der asketischen Beschränkung auf das Wesentliche liegt der Planwagen, heute eher als Pkw mit Zeltzusatz gebräuchlich. Ist der Personenwagen auch noch geländetauglich, schafft er die Freiheit, ganz nah an den Strand, ganz nah an die Felskuppe oder ganz tief ins Unterholz zu fahren.

Um der Zivilisation für eine bestimmte Zeit Lebewohl zu sagen, braucht es keine Expedition in die Taiga oder ans Ufer des Orinoco. Im Nordosten Deutschlands, zwischen Stettiner Haff und Peenemündung gibt es eine Fülle menschenleerer Buchten und lauschiger Plätze, die erholsame Pausen vom Alltag versprechen. Dorthin führt uns die Testfahrt mit dem Land Rover Defender nebst Dachzelt. Bei der mobilen Behausung handelt es sich um ein Produkt des italienischen Herstellers Autohome. Seit 1958 werden dort mobile Übernachtungsmöglichkeiten für die Dachmontage gefertigt, unter anderem sogar für den Mini.

Land Rover hat das Paket im vergangenen Sommer erstmals angeboten und seitdem nach eigenen Angaben rund 1000 Menschen mit diesem alternativen Ausflugsangebot erfreut. Die Nachfrage war so groß, dass das Zelt zeitweilig ausverkauft war. Der Defender braucht für die Montage eine Dachreling (beim Modell Hardtop plus 323 Euro) sowie einen Dachgepäckträger (+ 1424 Euro). Das in einer Karbonschale verstaute Zelt hat aufgestellt eine dreieckige Form und kostet bei Land Rover 3760 Euro. Bei Autohome ist es in vergleichbarer Bauart ab 2809 Euro zu haben. Nur steht dort natürlich nicht „Land Rover“ drauf.

Für den Trip ins Ungewisse stand ein Defender 110 D250 zur Verfügung. Der Dreiliter-Diesel hat 249 PS und souveräne 570 Newtonmeter Drehmoment. Die erhabene Sitzposition und die Übersichtlichkeit der Karosserie erleichtern das Beherrschen des Fünf-Meter-Trumms. Außerdem ist serienmäßig ein ganzes Arsenal an Kameras an Bord, das Bereiche vor, hinter und seitlich des Fahrzeugs erfasst und präzise Fahrmanöver erlaubt. Empfehlenswert ist der kamerabasierte Innenspiegel (+ 683 Euro), denn das auf der Heckklappe befestigte Reserverad und hochgeklappte Kopfstützen hinten schränken die Sicht erheblich ein. Hat der Übernachtungsplatz kein ebenes Gelände, könnte die Mitnahme sogenannter Auffahrkeile hilfreich sein, die eine waagerechte Ausrichtung des Defenders bei unebenen Bodenverhältnissen erlauben.

Dachträger und Zeltbox steigern das Gesamtgewicht des Fuhrwerks um 100 Kilogramm. Im Falle des Testwagens waren genau 2630 Kilogramm Leermasse unterwegs. Unter fahrdynamischen Gesichtspunkten ist die leichte Anhebung des Schwerpunkts durch den Aufbau sicher zu vernachlässigen, nicht aber das Mehr an Gesamthöhe. Stolze 2,40 Meter ragen Defender und das reisefertige Zelt in die Luft. Falls zur Versorgung des Expeditions-Teams zwischenzeitlich urbane Gefilde angesteuert werden sollen, sind Parkhäuser in der Regel tabu.

Auch auf dem Weg zum Ziel gelten veränderte Bedingungen. Land Rover empfiehlt für die Fahrt über Land mit Zeltschale über dem Dach eine Selbstbeschränkung auf 130 km/h. Der Reiz, dies zu ignorieren, lässt aus zwei Gründen schnell nach: Ab 100 km/h machen die Windgeräusche jede Unterhaltung an Bord mühsam, gleichzeitig sorgt der exponentiell steigende Luftwiderstand für enormen Zusatzverbrauch. Am Bordcomputer ist das, wenn man auf der Autobahn ein paar Minuten lang 120 km/h hält, live mitzuerleben. So geht es denn eher gemütlich gen Sehnsuchtsort. 8,7 Liter Durchschnittsverbrauch und damit rund ein Liter über der Herstellerangabe sind ein moderates Ergebnis unter den Voraussetzungen von miesem Luftwiderstand und erhöhtem Gewicht.

Schwindelfreiheit braucht es nicht, um die Liegefläche in ca. 2,20 Meter Höhe zu erklimmen, aber ein solides Vertrauen in die Standfestigkeit der mitgelieferten Alu-Leiter sollte man schon haben. Kissen, Decken oder Schlafsäcke kann man schon vor der Abreise in der Karbon-Kassette deponieren. Sie ist geräumig genug, um das Bettzeug während eines Standortwechsels dort zu lassen, wo es abends gebraucht wird. Strandtücher und Badezeug können auf dem strapazierfähigen und abwaschbaren Ladeboden des Defenders abgelegt werden, bei umgelegten Rücksitzen gibt es fast 2,3 cbm Stauraum. Die Schlafkabine von Sand oder anderen Anhaftungen der Flip-Flops rein zu halten ist kein Problem: Einfach eine Schuhtüte an der Aluleiter befestigen.

Oberhalb des Kopfendes befindet sich ein Gepäcknetz, das einen wärmenden Pullover, die Trinkflache oder andere Utensilien aufnimmt, die nächstens gebraucht werden könnten. Die eingebaute LED-Leuchte ist allerdings so weit oben angebracht, dass sie im Liegen nicht erreicht werden kann.

Der nächste Morgen ist der Augenblick der Wahrheit: Zieht es im Rücken, schmerzt die Schulter, hat es irgendwo reingeregnet? Die Matratze der etwa 1,30 x 2,20 Meter großen Liegefläche hat sich als hochwertig erwiesen, kein Zipperlein stört den Genuss des Sonnenaufgangs und die engmaschigen Moskitonetze haben etwaige Störenfriede draußen gehalten.

Fazit: Einen dreiwöchigen Karibik-Urlaub kann der Kurztrip mit dem aufgerüsteten Defender wohl kaum ersetzen, aber das Paket bietet eine reizvolle Alternative zu herkömmlichen Camping-Angeboten. Der Offroader erschließt Orte, die für gewöhnliche Pkw unerreichbar sind, das Autohome verhindert, ihn abends wieder verlassen zu müssen. Eine gelungene, wenn auch nicht ganz billige Kombination. (aum/afb)

Weiterführende Links: Jaguar Land Rover

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Land Rover Defender mit Dachzelt.

Land Rover Defender mit Dachzelt.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Axel F. Busse

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