Schlechte Nachrichten für Tesla in Grünheide: Nach der Einleitung eines Bußgeldverfahrens sind brandenburgische Behörden offenbar skeptisch geworden, ob auf der Baustelle der Gigafactory alles mit rechten Dingen zugeht. Am Freitag rückten Landesumweltamt und Kontrolleure des Landkreises Oder-Spree zur Überprüfung an.
Man habe „eine umfangreiche Überprüfung der gesamten Baustelle“ eingeleitet, sagte ein Sprecher des Landesumweltamtes. Damit wolle die Behörde sicherstellen, dass „nicht noch weitere ungenehmigte Aktivitäten auf dem Gelände durchgeführt wurden und werden“. Bekanntlich agiert der amerikanische Elektro-Autobauer bei der Errichtung seiner ersten Fabrik in Europa mit einer Reihe von vorläufigen Erlaubnissen. Anfang des Monats waren Schwarzbauten auf dem 300 Hektar großen Gelände aufgeflogen, die zu einem Bußgeldverfahren geführt haben.
Ursache für den neuen Zwist sind drei Tanks für das leicht entzündliche Kühlmittel Tetrafluorpropen, das in der Lackiererei gebraucht wird. Zwei Behälter hatte Tesla beantragt, aber fünf aufstellen lassen. Es wird vermutet, dass Missmanagement bei der Bauleitung zu dem Fehler geführt hat. Eine Inbetriebnahme der Tankanlage haben die Behörden prophylaktisch untersagt. Von Tesla selbst gibt es – wie üblich – zu dem Vorgang keine Stellungnahme.
Mit einer Klage gegen Maschinentests in der Fabrik sind zwei brandenburgische Umweltverbände vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt/Oder zwar gescheitert, jedoch dürften die Chancen der Kläger in der zweiten Instanz, dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg, durch die neuen Sachverhalte gestiegen sein. Ein Störfallgutachten hatte für den Fall von Leckagen in der Tank- und Leitungsanlage die Gefahr von Bränden und der Freisetzung giftiger Gase aufgezeigt. Die Errichtung ungenehmigter Anlagen hält der Geschäftsführer der Grünen Liga Brandenburg, Michael Ganschow, für einen „Skandal“.
Wenn Verantwortliche bei Tesla derzeit auf der Suche nach guten Nachrichten sind, müssen sie sich die Zulassungszahlen des vergangenen Halbjahres in Deutschland anschauen. Gefördert von der staatlichen Subventionierung für die Anschaffung von Elektroautos ist die Nachfrage zum Beispiel des Model 3 stark gestiegen. So registrierte das Kraftfahrtbundesamt allein im Monat Juni die Neuzulassung von 4462 Exemplaren dieses Typs, das sind mehr als Volkswagen von seinen Stromern ID 3 und ID 4 zusammen unter das Volk bringen lassen konnte.
Gleichzeitig ging jedoch der Absatz des Model S im ersten Halbjahr 2021 auf 14 Autos zurück. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch 405 Stück gewesen. Dass die Produktion der Modelle 3 oder Y in Grünheide zum Jahresende beginnt, wird derweil immer unwahrscheinlicher. Die ersten Autos der Y-Baureihe für den deutschen Markt werden aus dem Werk Shanghai kommen. Welchen Einfluss der aktuelle Ärger mit der Baustelle auf die endgültige Genehmigung der Fabrik hat, kann man gegenwärtig nur mutmaßen. (ampnet/afb)
Mehr zum Thema: Tesla , Grünheide , Baustelle , Gigafabrik
Teile diesen Artikel: