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Im Bücherregal: „Sehnsuchtsrevier Mittelmeer“ – nicht nur für Segler

Es gibt Sachbücher, die richten sich an eine bestimmte Zielgruppe, andere sprechen nahezu jeden Leser an. Der Segelführer „Sehnsuchtsrevier Mittelmeer“ gehört im Grunde zur ersten Gruppe, kann aber auch Nichtseglern erhebliches Lesevergnügen bereiten. Nicht weniger als 14 Autoren und Fotografen braucht es, um 24 verschiedene Segelregionen vor den nördlichen Küstenregionen des Mittelmeeres und den wild-romantischen Inseln vorzustellen, zu beschreiben und in den leuchtendsten Farben abzubilden. Dabei schildert der Törnführer nicht nur die Strecken und ihre Besonderheiten, sondern widmet sich auch den malerischen Fischer- und Hafenstädtchen entlang der Küsten und weist auf ihre touristischen Angebote hin.

Und da werden die Sehnsuchtsreviere auch für Landratten interessant, die schon immer eine ebenso maritime wie mediterrane Ader in sich spürten. Denn auch ohne eine Handbreit Wasser unter dem Kiel lassen sich diese Ziele mühelos ansteuern und so auch von landgebundenen Touristen besuchen. Erwähnung finden nicht nur kulturelle und historische Gebäude, auch Hinweise auf die lokale Gastronomie und ihre Spezialitäten werden geboten. Die Tipps stammen von Insidern. Dass es im Restaurant „U Castille“ in der südkorsischen Hafenstadt Bonifacio zwei Räume gibt, aber nur einer von ihnen den perfekten Meeresblick bietet, hilft bei der Reservierung. Praktischerweise wird die Telefonnummer des Seglertreffs gleich mit angegeben.

Und dass die Ankerbuchten und Inselgewässer des Mittelmeers bei passendem Wetter tatsächlich in den schillerndsten Türkisschattierungen leuchten, zeigen die Bilder der Ägadischen Insel Favignana vor der sizilianischen Küste oder die Bucht von Naoussa auf der Kykladen-Insel Paros. Ein Hauch Karibik weht durch alle 240 Seiten des empfehlenswerten Törnführers, wobei sich die Autoren nicht auf die Beschreibung der Sehenswürdigkeiten und Revierlagen an den Küsten beschränken. Ausflüge ins Landesinnere und profunde Informationen animieren die Crews zu einem Abstecher zu Zielen wie dem sizilianischen Städtchen Ragusa mit seiner eindrucksvollen Altstadt, rund zehn Kilometer landeinwärts gelegen.

Mit Rasmus ist nicht zu spaßen

Ein Hafenhandbuch des jeweiligen Reviers oder gar Seekarten ersetzt das Sehnsuchtsbuch übers Mittelmeer natürlich nicht. Es empfiehlt sich eher zur Vorbereitung für den Segeltörn, macht Tourenvorschläge und gibt Empfehlungen für die Abschnitte von Etappe zu Etappe. Die Entfernungen dazwischen werden, zumindest für optimale Wind-Verhältnisse und -Richtungen zur Erleichterung der Zeitplanung gleich mitgeliefert. Apropos Zeit: Die spielt auf dem Mittelmeer, das aufgrund der Enge von Gibraltar kaum den Gezeiten ausgesetzt ist, für die Navigation eine untergeordnete Rolle. Ebbe und Flut können die Skipper auf eigenem oder gechartertem Boot eher vernachlässigen.

Nicht jedoch die Winde, die im sonst so malerischen Meer im Süden Europas meist ideale Voraussetzungen fürs Segeln schaffen. Ob Meltemi in Griechenland, Bora in Kroatien oder Mistral zwischen Italien und Frankreich – mit Rasmus, der nach dem Glauben der Seefahrer für die Winde zuständig gilt, ist nicht zu spaßen. Eindringliche Warnungen für die betroffenen Gebiete finden sich mit detaillierten Angaben zu Jahres- und Tageszeiten ebenfalls im Törnführer. Wenngleich der vom griechischen Namen Erasmus abgeleitete Meeres-Halbgott Rasmus als „der Heißgeliebte“ übersetzt wird.

Dramatisch wird dies in den Kapiteln über die griechischen Kykladen-Inseln beschrieben. Anlegemanöver bei 40 Knoten Wind in engen, vollen Häfen wollen gelernt sein. Entgangen ist den Autoren ebenfalls nicht, dass die Uhren in der Ägäis anders ticken. Die Hafengebühr ist auf manchen Inseln günstiger, wenn der Skipper keine Quittung einfordert. Und Wasser ist ebenso wie eine Sanitäranlage nicht überall verfügbar. Einsame Buchten und schroffe Felseninseln sind dagegen im Überfluss vorhanden, ebenso wie die meist formidable Küche der Griechen, bei denen oft noch Mama selber in der Küche steht und statt eines Blicks in die Speisekarte einer in die Kochtöpfe Aufschluss über das Menü gibt. Jamas! (ampnet/mk)

"Sehnsuchtsrevier Mittelmeer", 1.Auflage 2021, 240 Seiten, 237 Fotos und Abbildungen, Verlag Delius-Klasing, 24,90 Euro

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"Sehnsuchtsrevier Mittelmeer", Delius Klasing.

"Sehnsuchtsrevier Mittelmeer", Delius Klasing.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Michael Kirchberger

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