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Zeitenwende (1): Ganz ohne Hintergedanken

Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgericht zum Klimaschutzgesetz fühlt sich die Politik ertappt. Es ist ihr peinlich, attestiert zu bekommen, dass sie mit dem Gesetz zu kurz gesprungen war. Entsprechend hektisch prasseln nun neue Programme und immer radikalere Forderungen auf den Bürger nieder. Sein Auto wird dabei mehr denn je zum Prügelknaben. Das Urteil eröffnet aber auch die Chance, das Klima mit dem Auto zu schützen. Wir beschreiben in fünf Folgen die Rahmenbedinungen der Zeitenwende.

Angesichts des Klimawandels und der bevorstehenden Wahlen entstehen rasch hitzige Debatten, in denen das Auto vom Vehikel der persönlichen Mobilität rasch Symbol asozialen Verhaltens wird. Dann sind rasch Gefühle und Haltungen im Spiel, die einer Arbeit an einer Strategie gegen den globalen Klimawandel im Wege stehen. Deswegen lohnt es sich gerade jetzt, die ganze Welt im Blick zu haben und nicht nur das kleine Deutschland. Den Überblick zu gewinnen, ist nicht so einfach, wie es klingt. Denn bei der Suche nach Fakten tauchen immer wieder Statistiken und Studien auf, die Hintergedanken ihrer Auftraggeber erkennen lassen.

Dabei ist es angesichts der hohen Geschwindigkeit des Klimawandels unerheblich, ob der Transport in der Welt nun für 25 Prozent der Emissionen von Kohlendioxid (CO2) verantwortlich gemacht wird oder für 20 Prozent. Auf jeden Fall beeinflusst der Verkehr das Klima weltweit. Also muss heute weltweit handeln, wer unser aller Klima von morgen beeinflussen will.

Auch der Anteil der einzelnen Verkehrsträger wird gern unterschiedlich gewichtet. Für die Bewertung der Lage reicht die folgende Faustformel allemal: 50 Prozent verantwortet der Straßenverkehr, den Rest der Flugverkehr, die Schiffe und der Schienenverkehr. Jede zehnte weltweit emittierte Tonne CO2 stammt also aus einem Auto-Auspuff. Das ist sicher exakt genug, denn das Klima ist nicht kleinlich oder rechthaberisch, sondern global und unerbittlich wie ein Virus.

Der Verkehr muss beim Klimaschutz daher eine gewichtige Rolle übernehmen. Dazu zählen allerdings nicht symbolische Aktionen wie die Verteufelung des Verbrennungsmotors oder das nächste Schadstofflimit. Die richten sich nur gegen die Symptome. Das ist keine Strategie, sondern ein „Fahren auf Sicht“.

Hier ist die Aufgabe, für die wir rasch global wirksame Lösungen brauchen: Bis 2030 sagen uns die Prognosen weltweit einen Bestand an 1,6 Milliarden Fahrzeugen voraus. Heute sind es 1,4 Milliarden. Auch wenn sich der Bestand an Elektroautos in den vergangenen Jahren um den Faktor 50 vergrößert hat, waren es 2020 doch nicht mehr als elf Millionen weltweit. Selbst, wenn es sofort gelänge, die weltweite Automobilproduktion von rund 100 Millionen Fahrzeugen pro Jahr komplett auf Elektroantrieb umzustellen, bleibt immer eine große Zahl Verbrenner übrig, ergänzt um die Motoren, die in Plug-in-Hybriden für elektrische Energie sorgen. Damit wird deutlich: Das Elektroauto kann die ganz große Lösung gar nicht bringen.

Uns in Deutschland verschafft das Elektroauto ein gutes Gewissen und immerhin bessere Luft in den Ballungszentren. Doch das ändert nichts daran, dass der konventionelle Antrieb uns noch lange erhalten bleiben wird – jahrzehntelang. In Deutschland erreicht die Lebensdauer eines Personenwagens mittlerweile die Zehn-Jahres-Marke, bei Nutzfahrzeugen viel mehr. Statistiker gehen global von einer durchschnittlichen Lebensdauer eines Fahrzeugs von 18 Jahren aus.

Da uns beim Klima die Zeit davonläuft, brauchen wir für den Verkehr einen Kraftstoff, der mit der bestehenden Infrastruktur wie Benzin oder Diesel weltweit zum Kunden kommt und von den Verbrennungsmotoren zu Lande, zu Wasser und in der Luft ohne zusätzliche CO2-Emission genutzt werden kann. Das leisten allein die synthetischen Kraftstoffe (e-Fuels), hergestellt zum Beispiel aus dem Kohlendioxid der Luft mit dem Einsatz von viel Strom, gewonnen mit dem Umweg über den Wasserstoff (und Brennstoffzelle) aus Sonne und Wind. Auf diese Weise lassen sich Benzin, Diesel, Kerosin und Schiffsdiesel komponieren – neue Kraftstoffe, die wegen ihrer hohen Reinheit die Motoren und die Umwelt schonen. (ampnet/Sm)

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Heute rollen 1,4 Milliarden Autos weltweit mit Verbrennungsmotoren über die Straßen.

Heute rollen 1,4 Milliarden Autos weltweit mit Verbrennungsmotoren über die Straßen.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Jaguar Land Rover

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Peter Schwerdtmann.

Peter Schwerdtmann.

Foto: Auto-Medienportal.Net

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