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Kommentar: Nicht glauben, sondern vertrauen

Wissenschaftssendungen schätze ich sehr, vor allem, wenn sie von den Öffentlich-rechtlichen Medien produziert werden. In die habe ich mehr Vertrauen als in die Privatsender, die Gewinne abwerfen müssen. Aber was helfen sehenswerte Sendungen, wenn die tiefgehenden, vor allem Hoffnung machenden Informationen und Nachrichten über neue Technik und Chancen für das Klima, zu nächtlicher Stunde gesendet werden?

Weil es mir wichtig ist, hier nochmal für alle, dargestellt an einem Beispiel. Da berichtete kürzlich der überaus geschätzte Professor Harald Lesch in seiner ZDF-Sendung „Leschs Kosmos“ von ein paar Problemen, aber auch von einigen Chancen: Lithium, der aktuell wichtigste Kernbestandteil unserer zurzeit leistungsfähigsten Batterien, ist ein mieses Zeug. Es kommt als Bodenschatz nur in wenigen Ländern vor, die nicht unbedingt zu unseren zuverlässigsten Partnern gehören, und ist obendrein sehr umweltschädlich. Neulich hat ein explodierender Lithiumionen-Akku ein Luxus-Reisemobil kontaminiert, so dass es kaum mehr benutzbar ist. Schadensumme rund eine viertel Million Euro.

Immerhin sichert das aggressive Metall auch Kindern in den Ländern der dritten Welt ein wenn auch kärgliches Auskommen. Große Mengen von Lithium werden unter gesundheits- und menschenverachtenden Umständen abgebaut. Hierzulande wird das offensichtlich übersehen, solange die eigenen Sprösslinge noch rhythmische Klangerziehung erleben dürfen. Und deutsche Unternehmen lassen sich über Verträge mit ihren Lithium-Lieferanten garantieren, dass alles mit rechten Dingen zugeht.

Aber zurück zu Herrn Lesch. Der berichtete von genau dieser Problematik, aber auch davon, dass mittlerweile Magnesium (Mg) oder Natrium (Na) nach neusten Erkenntnissen ähnlich günstige chemische Eigenschaften wie Lithium haben und somit weitaus verträglicher in Batterien eingesetzt werden könnten. Beide Metalle schlummern in vielen Ländern, auch in Europa im Boden, ließen sich also leichter und professionell abbauen.

Seine Argumentationskette erscheint schlüssig: Mit Mg und Na ließen sich viel mehr und vor allem kostengünstigere Batterien fertigen. Mit denen könnten Energiespeicher errichtet werden, die zur Stabilisierung des Stromnetzes dienen. Denn aufgrund der erheblichen Schwankungen bei der nachhaltig gewonnenen Energie aus Wind und Sonne gerät der Wechselstrom ins Wanken.

Also winkt der Einsatz billigerer Batteriespeicher mit der frohen Botschaft, unseren mühsam nachhaltig gewonnenen Strom zu stabilisieren. Und noch eine gute Nachricht. Wenn wir Wasserstoff nutzten, müssten wir unsere vermeintlich obsoleten Kohlekraftwerke nicht abbauen. Denn in denen wird Kohle verbrannt, die Wasser verdampft und dann Turbinen zur Stromerzeugung antreibt. Das ginge auch mit Wasserstoff, die Infrastruktur der bislang noch verrufenen Stinker ließe sich ohne Mühen nutzen.

Was ich sagen will? Einfach mal auf die Wissenschaftler hören. Sie gehören nicht zur Weltende-Verschwörung, sondern beurteilen die Lage auf Basis naturwissenschaftlich bewiesener Erkenntnisse.

Und noch eins. Wir, und damit meine ich vor allem unsere Car-Guys und Petrol-Heads, beweinen fast schon in vorauseilendem Gehorsam den Untergang der Automobilindustrie. Was aber ist schlimm daran? Die Menschen haben Wale gejagt, weil wir deren Tran unter anderem als Brennstoff für unsere Lampen brauchten. Wir haben die Dampfmaschine erfunden, die heute nur noch im Museum zu bestaunen ist. Das Automobil war eine segensreiche Erfindung und hat uns unglaubliche Freude gemacht.

Wir werden neue Wege der Mobilität und der Energieversorgung gehen. Um Arbeitsplätze mache ich mir dabei die geringsten Sorgen. Dafür müssen wir nur vertrauen, nicht glauben. Die Sonne bringt in jedem Jahr mehr Energie allein auf die Fläche Deutschlands als insgesamt auf der ganzen Erde benötigt wird. (ampnet/mk)



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Michael Kirchberger

Michael Kirchberger

Foto: Auto-Medienportal.Net/Michael Kirchberger

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