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Herbert Diess: Der Verbrenner muss die Elektromobilität finanzieren

Volkswagen-Chef Herbert Diess unterstrich bei der virtuellen Bilanz-Pressekonferenz des Konzerns heute erneut, innerhalb von zwei Generationen werde sich die Industrie radikal verändern, erst in Richtung E-Mobilität und dann mit Schwerpunkt Software. Doch das will finanziert sein. „Das Verbrennergeschäft wird uns erlauben, den Wandel zu finanzieren“, erklärt Diess. Dabei hat der Konzern im vergangenen Jahr mit einem operativen Ergebnis vor Steuern von 8,5 Mrd. Euro einen Schritt nach vorn gemacht, der im ersten Corona-Jahr so nicht zu erwarten war. Das gute Abschneiden im Krisenjahr 2020 gebe VW zusätzlichen Rückenwind, sagt Diess.

So bleibt das Ziel greifbarer, bei der Transformation zum führenden Anbieter für individuelle Mobilität im elektrischen und vollvernetzten Zeitalter voranzukommen. Dazu wird der Konzern seine Plattformstrategie über alle Fahrzeugklassen und Marken weiterentwickeln. Auf diese Weise will der Konzern Komplexität reduzieren, Skaleneffekte und Synergien zwischen den Marken realisieren und die Transformation des Konzerns beschleunigen. Die vier Säulen Hardware, Software, Batterie & Laden sowie Mobilitätsdienste sollen den Konzern tragen.

Mit dem Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) verfügt Volkswagen bereits heute über eine leistungsfähige reine batterielektrische Elektro-Plattform. Die wird in Europa, China und USA produziert. Bis 2022 sollen konzernweit 27 Modelle auf Basis des MEB angeboten werden. Bereits im kommenden Jahr bringt der Konzern außerdem erste Modelle auf Basis der Premium Platform Electric (PPE), die mehr Beschleunigung, höhere Reichweiten und kürzere Ladezeiten zulässt. Bis Mitte des Jahrzehnts will der Konzern mit der Scalable Systems Platform (SSP) die nächste Generation einer rein-elektrischen, voll-digitalen und hochskalierbaren Fahrzeugplattform entwickeln, auf der dann Modelle aller Marken und Segmente gebaut werden können.

Auch bei Konnektivität und Software strebt Volkswagen in den kommenden Jahren Synergieeffekte über alle Marken an. Die Grundlagen dafür liefert die 2020 gegründete „Car.Software-Org“ mit dem Betriebssystem „VW.OS“. Version 1.2 wird mit der PPE eingesetzt werden, Version 2.0 dann konzernweit mit der SSP. Bis dahin soll der Anteil selbstentwickelter Software im Fahrzeug von heute zehn Prozent auf 60 Prozent steigen. Die Car.Software-Org, für die rund 10.000 Mitarbeitern geplant sind, soll auch die technischen Grundlagen für das autonome Fahren sowie für datenbasierte Geschäftsmodelle und neue Mobilitätsdienste schaffen.

Bereits gestern hatte Volkswagen angekündigt, insgesamt Werke für Einheitszellen und Batterien mit einer Gesamtkapazität von 240 Gigawattstunden aufzubauen. Bis 2030 soll die Einheitszelle markenübergreifend in rund 80 Prozent aller E-Fahrzeuge des Konzerns eingebaut werden. Die Kosten für Batteriezellen will Volkswagen im Einstiegssegment so um bis zu 50 Prozent reduzieren, im Volumensegment um bis zu 30 Prozent.

Das vierte Element der neuen Plattform-Roadmap besteht aus Mobilitäts- und anderen Dienstleistungen. Hierunter fallen unter anderem der Ridepooling-Service MOIA, das Carsharing-Angebot WeShare oder flexible Abo-Angebote der Volkswagen Bank.

Herbert Diess sieht das Unternehmen mit dem neuen Vorstand und einer soliden finanziellen Grundlage auf dem richtigen Weg. Er lässt sich bei dieser Aussage vom scheidenden Finanzvorstand Frank Witter mit den detaillierten Zahlen des zurückliegenden Geschäftsjahrs und einen Ausblick auf 2021 assistieren: „Mit einem operativen Ergebnis vor Sondereinflüssen von über 10 Milliarden Euro haben wir die Erwartungen aus der ersten Hochphase der Pandemie im Frühjahr 2020 deutlich übertroffen. Wir sind sehr zufrieden, dass der Volkswagen Konzern trotz der Pandemie sein strategisches Ziel von über 10 Milliarden Euro Clean Cash Flow in 2020 erreicht hat.“

Der größte Einzelmarkt China erholte sich schnell und erwies sich als Stabilitätsanker in der Krise. Alle vertretenen Marken des Konzerns konnten dort positive Ergebnisse erzielen. In Südamerika konnte das Unternehmen seinen Marktanteil auf einen neuen Rekordwert von über 14 Prozent steigern. Hier erwartet der Konzern im laufenden Geschäftsjahr die Rückkehr in die Gewinnzone. In Nordamerika erlebt Volkswagen fünf Jahre nach der Dieselkrise mit einer Vielzahl neuer, auf den US-Markt zugeschnittener Modelle ein Comeback. In Europa stieg vor allem der Absatz von E-Autos mit der Markteinführung des ID.3 stark an. Der Anteil elektrifizierter Fahrzeuge an den Auslieferungen in Westeuropa erhöhte sich auf 10,5 Prozent (2019: 1,9 Prozent).

Trotz der so erzielten deutlichen Fortschritte bei der Reduktion seiner CO2-Flottenemissionen in Europa hat der Konzern den Zielwert des mit weiteren Partnern gebildeten Pools knapp um rund 0,8 g/km verfehlt. Im laufenden Jahr erwartet der Konzern, das CO2-Ziel in Europa aufgrund des deutlich steigenden Anteils elektrifizierter Fahrzeuge zu erreichen.

2020 hat der Konzern den Absatz rein-batterieelektrischer Fahrzeuge mehr als verdreifacht. Bis spätestens 2025 will der Konzern Weltmarktführer für E-Mobilität werden. Dazu plant das Unternehmen in den nächsten fünf Jahren Investitionen in Höhe von rund 46 Milliarden Euro in die Elektromobilität und die Hybridisierung seiner Flotte.

Bis 2030 soll der Anteil rein-elektrischer Fahrzeuge in Europa auf bis zu 60 Prozent steigen. Die Festlegung auf einen festen Zeitpunkt für das Ende der Verbrennertechnologie lehnte der Konzern mit Verweis auf die je nach Region unterschiedlichen Primärenergienutzung und die regulatorischen Rahmenbedingungen ab. (ampnet/Sm)

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