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Glosse: Viel Verkehr für Weihnachten

Die Adventszeit naht und der Heilige Abend wird auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Zeit also für ein paar besinnliche Gedanken und vielleicht auch für eine kleine Weihnachtsgeschichte. Es war also einmal vor gar nicht langer Zeit, da sandte die Stadt Frankfurt am Main ihre Büttel mit dem Auftrag aus, einen Weihnachtsbaum zu beschaffen, der den Platz vor dem Rathaus, Römer genannt, in festlichem Glanz erstrahlen lassen sollte. Dieses Treiben hat Tradition und da der Weihnachtsmarkt mit seinen erleuchteten Buden, Glühwein-Duft und frohem Gesang aus Pandemie-Gründen in diesem Jahr ausfällt, sollte es ein besonders stattliches Exemplar von Baum werden. Nun suchten die Boten nicht etwa im benachbarten Taunus oder dem Odenwald, nein, sie reisten bis ins ferne Österreich – wo sie schließlich fündig wurden.

Bertl, der Baum vom Fuß der Hohen Tauern

Hessen gehört zwar zu den waldreichsten Bundesländern, aber das Gute liegt bisweilen einfach zu nah, um als solches erkannt zu werden. Zudem bringen sich auch gern touristische Regionen bei der Baumspende ins Gespräch, um die reisefreudigen Frankfurter auf ihre Wanderwege und Pisten zu locken. So stammt der Weihnachtsbaum für Frankfurt aus dem Gröbminger Land, was bei Schladming und in der Steiermark liegt.

Er wurde geschlagen und verladen, traditionsgemäß bekam er einen Namen. Als Pate hält in diesem Jahr Bertl Lemmerer her, der frühere Tourimus-Obmann des Gröbminger Landes. Bertl, eine 21 Meter hohe Fichte, wurde nachhaltig geschlagen, wegen einer Bachsanierung in seiner Heimat hätte er sowieso fallen müssen. Das ist soweit verständlich und charmant, der Sattelzug, der ihn schließlich von Schladming am Fuß der Hohen Tauern an den Main bringen musste, legte dafür rund 620 Kilometer einfache Strecke zurück.

190 Liter Diesel brauchte der Baumtransporter

Ein Nutzfahrzeug dieser Gewichtsklasse verbraucht etwa 30 Liter Diesel auf 100 Kilometer, mit Rangierwegen und Pausen (in denen zumindest die Standheizung läuft) wurden also etwa 190 Liter Diesel verbrannt und dann muss der Brummi schließlich auch wieder nach Hause. Zu allem Überfluss wurde Bertl, der deutlich kleiner ist als Peter II, der Weihnachtsbaum aus dem Vorjahr, beim Transport beschädigt. Eine ganze Reihe von Ästen brachen ab, die arme Fichte kam wie vom Sturm gerupft in Frankfurt an. Obendrein war sie zu dick für den vor dem Römer befindlichen Köcher, einer kreisförmigen, zwei Meter tiefen Aussparung, die sie halten sollte. Die Feuerwehr musste mächtig kürzen, bis der Stamm in den Köcher passte.

Trotzdem: „In einem Jahr wie diesem hat der Weihnachtsbaum eine besondere Bedeutung“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann, als der Baum vor dem Römer ankam, Er sehe ihn als ein Zeichen der Hoffnung und als Ausdruck des Wunsches nach Normalität in schwierigen Zeiten.

Kein Traum von einem Baum

Allerdings konnte der Baum nicht gleich geschmückt werden. Zuvor musste ein Baumkosmetiker (ja, diesen Beruf gibt es tatsächlich,) die geschundene Fichte aufhübschen, Äste wurden angebracht, damit die dem Rathaus zugewandte Seite nicht allzu kahl wirkte. Ein Traum von einem Baum ist Bertl dennoch nicht geworden. Irgendwie ist Corona auch an ihm nicht ganz spurlos vorbeigegangen.

Mit geringerem Verkehrsaufkommen ist übrigens der Weihnachtsbaum vor Kanzlerin Merkels Amtssitz in Berlin herbeigeschafft worden. Ob er einen Namen hat, wissen wir nicht. Zumindest genügten rund 120 Liter Diesel für seinen 400 Kilometer langen Transport aus Oberhessen nach Berlin. (ampnet/mk)

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Der Weihnachtsbaum vor dem Frankfurter Römer.

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Foto: Auto-Medienportal.Net/Michael Kirchberger

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