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Wortklauberei (10): Die Mörder sind unter uns

Ein Serienmörder und seine vielen Trittbrettfahrer wüten schon seit Jahren und niemand vermag sie aufzuhalten, obwohl sogar die Adresse bekannt ist. Der Chef wohnt in Berlin in der Markgrafenstraße 20. Und er ist nicht der erste Pate dieser Bande, die das Plusquamperfekt Tag für Tag aufs Neue erwürgt. Und alles nur für den Anschein größerer Aktualität. Es kann eben nicht sein, was nicht in die Vorstellung von Schnelligkeit passt. Die Vorvergangenheit ist offenbar viel zu alt für eine Berichterstattung. Die hat ja mit der vollendeten Vergangenheit schon einen Bart, bevor die erste Zeile gesendet ist.

Und alle machen mit. Das Perfekt ist viel dichter an der Gegenwart. Deswegen hat es deutlich bessere Chancen als die Vergangenheit. Die muss nun das Plusquamperfekt ersetzen und schon sind alle Geschehnisse eins nach oben gerückt und erarbeiten sich so unsere Aufmerksamkeit – mit einem simplen Trick, den heute 99 Prozent aller Autoren von Meldungen und Berichten anwenden. Und die Trotzigen sterben aus.

Auf der Strecke bleibt eine Eigenschaft, auf die alle Autoren sonst gesteigerten Wert legen: die Genauigkeit. Die deutsche Sprache ermöglicht durch die Staffelung der Zeiten eine Präzision, um die andere uns beneiden. Wir nutzen sie nicht mehr. Wir trauen uns nicht mehr, weil wir an eine andere Nachrichtensprache gewöhnt wurden.

Wir kennen das alle. Trotzdem Beispiele gefällig? Zu finden jeden Tag, auch bei uns. (ampnet/Sm)

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Peter Schwerdtmann.

Peter Schwerdtmann.

Foto: Auto-Medienportal.Net

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