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IAA in München: Die Show der Hoffnung

„Ein Entweder-Oder gibt es nicht“, sagt Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Ihre Aussage zielt auf die künftige Rolle des Automobils im urbanen und ländlichen Raum ab. Während sich BMW-Chef Oliver Zipse und andere sich autofreie Innenstädte durchaus vorstellen können, sieht der VDA die Zukunft der urbanen Mobilität in einem Mix aus „innovativen Automobilen, autonom fahrenden Fahrzeugen, ÖPNV und Mikromobilität in allen Formen sowie progressiven Sharing- und Nahverkehrskonzepte“.

Dafür will der Verband auf der nächsten IAA den Beweis antreten. Die gebeutelte Messe erlebt vom 7. bis 12. September 2021 ihre München-Premiere, an die die Branche große Hoffnungen knüpft. Beim heutigen „IAA Concept Release“, auf dem VDA, Messegesellschaft, Landeshauptstadt München und der Freistaat Bayern erstmals ihre Vorstellungen von der „neuen IAA“ erläuterten, war viel die Rede von Transformation, Digitalisierung, Mobilitätsketten, Vernetzung, Innovationen, intelligenten Lösungen, Querdenken und Ökologisierung.

All diesen Themen und Aspekten wollen die Veranstalter auf der kommenden IAA gerecht werden. Denn: „Individuelle Mobilität bleibt ein Grundbedürfnis der Bürger. Das gilt gleichermaßen für den städtischen und ländlichen Raum. Deshalb sind die Weiterentwicklung des Automobils und die Vernetzung aller Verkehrsträger eine immer größere Herausforderung für unsere Gesellschaft, der sich Wirtschaft und Politik stellen müssen“, betont VDA-Präsidentin Müller.

Geht es nach dem Automobilverband, dann soll die Mobilitätsschau an der Isar zum Treffpunkt der Innovatoren von Silicon Valley über Europa bis nach Asien werden und sich zu einer führenden Plattform weiterentwickeln, die das gesamte neue Ökosystem der Mobilität widerspiegelt. Einen ähnlichen Anspruch hatte der VDA bereits im Vorfeld der letzten IAA in Frankfurt formuliert. Der Erfolg blieb allerdings aus. Mit sechs Ausstellungstagen dauert die Messe nur halb so lang wie in der Finanzmetropole am Main. Auch die Ausstellungsflächen wurden „bewusst limitiert“.

Findet die Autoschau künftig also ohne jene „Traum“-Mobile statt, die das Herz der Enthusiasten mit gewagtem Design, breiten Rädern und Hochleistungsmotoren höherschlagen lassen? Hildegard Müller tut sich schwer, die Frage mit einem eindeutigen Nein zu beantworten und verweist darauf, dass die Hersteller in München vor allem Produkttrends ausstellen werden. „Es geht nicht mehr darum, die komplette Produktpalette darzustellen“, so die VDA-Präsidentin. „Traum“-Autos werden die Hersteller trotzdem zeigen. Schließlich geht es bei jeder Messe auch um Absatz und Marge.

Um seine Vision von der neuen IAA zu realisieren, veranstaltet der VDA die Messe nicht mehr allein, sondern gemeinsam mit der Münchner Messegesellschaft, deren Ziel es ist, die IAA als Branchentreff und Publikumshappening zu inszenieren. Getreu dem Motto: Ein Entweder-Oder gibt es nicht.

Die drei Aktionsschwerpunkte der IAA heißen Summit, Open Space und Blue Lane. Während der Summit auf dem Messegelände der Ort werden soll, an dem Hersteller ihre Angebote präsentieren und sich Professionals zum Austausch treffen, werden Münchens schönste Plätze wie Königsplatz, Odeonsplatz oder Residenz zum Open Space mit Foren über „Mobilitätskonzepte der Zukunft und Bühnen erlebbarer Technologien“. Über die Blue Lane pendeln Besucher in emissionsfreien und -armen Automobilen, autonom fahrenden Prototypen, Elektroschnellbussen und auf E-Bikes zwischen der Messe im Osten der Stadt und den Open-Space-Schauplätzen hin und her. Pikanter Weise führt die Blue Lane über eine der stauträchtigsten Routen Münchens.

„Mit der Blue Lane bringen wir die Mobilität von morgen zum Bürger. Open Space wird das nachhaltige Happening für Mobilität“, sagt Christine von Breitenbach, IAA-Projektleiterin bei der Messe München. Und VDA-Geschäftsführer Dr. Martin Koers, bei seinem IAA Concept Release-Auftritt stilgerecht ohne Schlips und in weißen Sneakers, schwärmt vom Summit als das Davos der Mobilität, auf dem Wirtschaft, Startups, Disruptoren, Politik, Lehre und Forschung den Straßenverkehr der Zukunft entwerfen.

Geradezu beseelt von der neuen IAA als Festival und Denkfabrik zeigt sich auch Dr. Markus Söder, Ministerpräsident des Freistaats Bayern. „Wir bauen die besten Verbrenner der Welt“, so der Regierungschef. „Um den Anspruch eines Weltmarktführers in Sachen Mobilität gerecht zu werden, müssen wir trotzdem besser werden als jetzt.“ In diesem Zusammenhang sprach sich Söder für einen Autopakt Deutschland aus, der die notwendigen Transformationen auch finanziell unterstützt. Der Ministerpräsident: „Wir benötigen Autos, die weniger schädlich für das Klima und besser für die Luft sind – und zwar technologieoffen.“ Denn ohne Automobilität habe Deutschland ein großes Problem.

Das ist richtig: Immerhin beschäftigt die Branche hierzulande über 800.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit einem Jahresumsatz von gut 435 Milliarden Euro ist sie der mit Abstand bedeutendste Industriezweig in Deutschland. (amp/rs)

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Klaus Dittrich (Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München), Dr. Markus Söder (Ministerpräsident des Freistaats Bayern), Hildegard Müller (Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie) und Dieter Reiter (Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München) - von links.

Klaus Dittrich (Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München), Dr. Markus Söder (Ministerpräsident des Freistaats Bayern), Hildegard Müller (Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie) und Dieter Reiter (Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München) - von links.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Messe München

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