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Die Caravaning-Industrie profitiert von der Krise

Die Corona-Krise hat die Wirtschaft weltweit mit bislang noch nicht überschaubaren Folgen geschädigt. Ex- und Importe erreichen Tiefststände, Arbeitslosigkeit wird wieder zum Angst-Begriff. Doch nicht alle Branchen leiden unter den Kontaktbeschränkungen und Verhaltensregeln, die zu Kaufzurückhaltung führten. Die IT-Branche etwa gilt als einer der Gewinner der Krise, da Software-Lösungen für Telefon- und Video-Konferenzen gefragter denn je sind und reale Geschäftstreffen durch sie weitgehend ersetzt wurden. Auch die Caravaning-Industrie erlebt dank Corona nach einem kurzzeitigen Einbruch aufgrund des Lockdowns nun einen weiteren Anschub. Im Mai wurden 10.654 Reisemobile neu zugelassen, das entspricht einem Plus von 31,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Die Gründe für die gesteigerte Nachfrage sieht der Branchenverband CIVD in der Natur der Urlaubsform Camping. Da Fernreisen zurzeit kaum möglich sind und die üblichen Feriendestinationen nur zögerlich wieder angenommen werden, bietet Caravaning die besten Voraussetzungen zum Einhalten von Abstands- und Hygieneregeln, so Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Caravaning-Industrieverbandes in Deutschland. Nahezu alle Wohnmobile sind mit einem eigenen Bad und einer Toilette ausgestattet, sie bieten überdies eine komplett eingerichtete Küche, mit der die Selbstversorgung möglich wird. Der Aufenthalt auf einem Camping- oder Stellplatz bringt außerdem alle Voraussetzungen mit, gehörige Sicherheitsabstände zum Nachbarn zu wahren.

Nur im April gab es einen Einbruch

Die Hersteller haben den vorübergehenden Einbruch im April gut überstanden – waren doch die Kassen aufgrund der vergangenen Erfolgsjahre mehr als prall gefüllt. Der Rückgang der Zulassungen bei Reisemobilen um 53,9 Prozent im April rührt ohnehin fast ausschließlich von den kurzzeitigen Verkaufsunterbrechungen des Handels her. Die einzelnen Marken selbst haben ihre Produktionen ebenfalls als Schutzmaßnahmen vorübergehend stillgelegt, kamen dabei aber auf gemeinnützige Ideen. Knaus-Tabbert etwa ließ in seiner Produktionsstätte in Ungarn Mund-Nase-Bedeckungen aus Gardinenstoffen herstellen und stellte diese den Mitarbeitern und ihren Familien zur Verfügung.

Andere Unternehmen haben aufgrund ihrer Betriebsbedingungen und niedrigeren Mitarbeiterzahlen fleißig weiter produziert, so etwa Manufakturen wie La Strada im hessischen Echzell oder Pick-up-Kabinen-Spezialist Tischer in Mainfranken. Mittlerweile haben nahezu alle Hersteller wieder ihre üblichen Taktzahlen erreicht, nach dem auch die Engpässe bei den Basisfahrzeugen überwunden sind. Marktführer Fiat hatte die Produktion des Ducato im süditalienischen Werk Sevel (Val di Sangro) über mehrere Wochen stilllegen müssen. Nun rollt der Basisfahrzeug-Bestseller wieder zu den Herstellern.

Nicht nur die Nachfrage nach Neufahrzeugen geht gerade durch die Decke, auch das Vermietgeschäft brummt. Wer sich nicht gleich einen eigenen Camper zulegen möchte, wendet sich an die renommierten Verleiher wie Rent & Travel (Knaus-Tabbert) oder McRent (Hymer/Dethleffs) um einen Urlaub auf vier Rädern zur Probe zu buchen. Auch kleinere Anbieter wie Indie-Camper, die auf ausgebaute Kastenwagen spezialisiert sind, können sich kaum über mangelnde Nachfrage beklagen. Für die Zukunftsaussichten der Branche sind dies überaus gute Zeichen. Denn gewiss werden sich einige Neueinsteiger nach den ersten Erfahrungen mit einem Reisemobil näher mit dieser Urlaubsform beschäftigen, ernste Kaufabsichten sind dann nicht auszuschließen.

Wohnwagen sind weniger begehrt

Aus diesem Grund wollen die meisten Hersteller auch am Auftritt auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf festhalten. Die weltgrößte Campingmesse wurde bereits nach hinten verlegt und soll nun mit einem Medien-Tag am 4. September beginnen. Zwar hat die Hymer-Gruppe mit all ihren Tochtermarken die Messeteilnahme abgesagt, es werden also wichtige Unternehmen wie Dethleffs, Niesmann&Bischof oder Eriba fehlen, doch wollen andere Aussteller dies mit deutlich vergrößerten Messeständen ausgleichen. Um Gedränge zu vermeiden, wollen die Veranstalter eine maximale Besucherzahl von vermutlich 20.000 Messegästen am Tag zulassen. Die Übernachtungsplätze auf dem Messegelände für Reisemobile sollen ebenfalls in reduzierter Zahl angeboten werden.

Nicht ganz so glimpflich sind bislang die Wohnwagen durch die Corona-Zeit gekommen. Sie mussten ihren größten Einbruch mit 57,4 Prozent ebenfalls im April hinnehmen, konnten aber im Gegensatz zu den Reisemobilen diesen Verlust nicht ausgleichen und kamen auch in den Monaten März mit minus14,4 und Mai mit minus 15,8 Prozent nicht aus dem negativen Zahlen heraus. Insgesamt beträgt der Rückgang in diesem Jahr 20,6 Prozent während Reisemobile im gleichen Zeitraum um 2,1 Prozent zulegen konnten. Noch zu Jahresbeginn hatte der CIVD eine Prognose von etwa zehn Prozent Zuwachs angegeben. Sollte die sich aktuelle Entwicklung fortschreiben, wäre eine Annäherung an diesen Wert über das laufende Jahr gesehen bei den Wohnmobilen nicht ausgeschlossen. (ampnet/mk)

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Wohnmobile sind auch und gerade in Corona-Zeiten stark begehrt.

Wohnmobile sind auch und gerade in Corona-Zeiten stark begehrt.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Michael Kirchberger

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Wohnmobile sind auch und gerade in Corona-Zeiten stark begehrt.

Wohnmobile sind auch und gerade in Corona-Zeiten stark begehrt.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Michael Kirchberger

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Urlaub mit dem Camping-Kastenwagen.

Urlaub mit dem Camping-Kastenwagen.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Michael Kirchberger

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CIVD-Geschäftsführer Daniel Onggowinarso.

CIVD-Geschäftsführer Daniel Onggowinarso.

Foto: Auto-Medienportal.Net/CIVD

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