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Fahrradverkäufe boomen

Während die Autobranche nach staatlichen Kaufanreizen ruft, können sich Fahrradgeschäfte über mangelnde Kundschaft in der Corona-Krise nicht beklagen. Im Gegenteil: Das Geschäft brummt, wie der Pressedienst Fahrrad weiß.

Normalerweise würden bei Thorsten Larschow in Cuxhaven derzeit Touristen für Mieträder anstehen. Doch am Nordseestrand herrscht wegen der Corona-Beschränkungen gähnende Leere. Ist also auch die Kasse leer? „Wir haben deutlich mehr Umsatz als normal“, berichtet der Inhaber des Radladens „Rad & Tour“. Seit dem 20. April, an dem Tag durften die stationären Radläden in vielen Bundesländern wieder öffnen, werden „wie wild“ Räder verkauft, sagt Larschow. „Ohne Termin kommt man bei uns nicht mehr in den Laden. Wir sind jetzt ausgebucht von morgens bis abends, nächste freie Termine gibt es ab Mitte Mai“, heißt es. Ähnliches berichtet Markus Boscher von „Velorado“. Der Nürnberger Händler hat zwar erst seit dem 28. April geöffnet, aber in dieser Zeit einen hohen Ansturm erlebt. „Es ist richtig was los“, bekräftigt Boscher, der sich auf den Verkauf von hochwertigen E‑Bikes spezialisiert hat.

Das Gesamtbild unterstreicht der Verband des Deutschen Zweiradhandels (VDZ). Bei vielen Mitgliedern „brennt aktuell die Hütte“, so ein Verbandssprecher; die Betriebe würden von Nachfragen überrannt. Dabei hatte es noch Anfang April schlecht ausgesehen. Händler meldeten Umsatzeinbußen bis zu 60 Prozent. Selbst Reiner Probst, dessen Geschäft „Velophil“ in Berlin beheimatet ist und deshalb nicht vom Lockdown betroffen war, verzeichnete im März einen Umsatzrückgang. „Im April lag der Umsatz dann um 30 Prozent höher als normal“, resümiert der Fachhändler.

„Der Bike-Handel kommt mit viel Einsatz und vielen geänderten Details gut aus der Krise raus und ist erstaunlicherweise sehr zufrieden“, fasst VDZ-Vorstand Dietmar Knust zusammen. Zu diesen Details gehören beispielsweise Telefon- und Videoberatung, Hol-und-Bring-Dienste sowie feste Beratungstermine. „Die Terminvergabe ist ein Modell für die Zukunft“, ist sich Reiner Probst sicher. Um die gesteigerte Nachfrage in den Griff zu kriegen, dürfen maximal nur noch drei Kunden gleichzeitig bei ihm in den Laden. Deshalb bietet sich eine Vorab-Terminvergabe an, um lange Wartezeiten zu verhindern. Fachhändler mit großer Verkaufsfläche gehen hingegen einen anderen Weg, berichtet Knust: „Hier werden weniger Termine gemacht, sondern es gibt Zugangsbeschränkungen, z. B. maximal zwei Kunden pro Verkäufer.“ Kunden würden dabei Wartezeiten bis zu zwei Stunden vor dem Laden für ein Beratungsgespräch in Kauf nehmen – natürlich alles mit entsprechendem Abstand. Der Umsatzausfall von März und April sei trotz der Maßnahmen und den wegfallenden Spontankäufen bei manchem Händler schon wieder komplett aufgeholt, bei anderen gar überholt.

Rad fahren boomt gerade auch wegen den geltenden Reisebeschränkungen. „Die Kunden wollen sich jetzt was gönnen und es sich zu Hause schön machen“, sagt Boscher. Viele Reisewillige schwenken von einer Auslands- auf eine heimische Radreise um. Und dafür wird die passende Ausstattung gebraucht. Das stellt auch Reiner Probst fest. Freizeiträder für Touren oder lange Radreisen verkaufen sich sehr gut. Und auch Kinderräder stehen hoch in der Gunst, wie Thorsten Larschow bestätigt: „Die Eltern suchen nach einer Beschäftigung für die Kinder.“

Ein weiterer Grund für die hohe Nachfrage ist auch eine Änderung des Mobilitätsverhaltens. „Die Menschen suchen Alternativen zu den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Individualmobilität steht aktuell im Fokus“, erkennt Jörg Lange, Pressesprecher beim E‑Bike-Produzenten Riese & Müller. Eine Mobilitätsprämie, die nicht nur die Autobranche, sondern alle Mobilitätsbranchen unterstützt, sei deshalb zu fördern. Lange glaubt, dass sich das Fahrrad bzw. E‑Bike als Autoersatz jetzt in der Wahrnehmung der Bevölkerung verfestige. Auch als Alternative und Ergänzung zum ÖPNV etabliert es sich in der Krise stärker. (ampnet/jri)

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Familie auf Radtour.

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Fahrradfahrer.

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Fahrrad fahren in der Stadt.

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Fahrradhandel.

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