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Das Fahrrad etabliert sich in der Krise

In den meisten Bundesländern dürfen ab kommender Woche auch die Fahrradläden wieder öffnen. Die Branche sieht die Corona-Krise auch als Chance, den Radverkehr besser in der Gesellschaft zu verankern und an langfristigen Strategien zu arbeiten. So sei dem Fahrrad als Verkehrsmittel in den vergangenen Wochen eine wichtige Bedeutung zugekommen, stellt der Pressedienst-Fahrrad fest. Es sichere derzeit die individuelle Mobilität vieler Bürger, die ansonsten für kurze Strecken auf den ÖPNV angewiesen wären. Zudem fördere es die Gesundheit und stärkt das Immunsystem.

Speziell der Gesundheitsaspekt war laut Branchenvertretern in Gesprächen mit Politikern enorm wichtig. Darum durften Fahrradwerkstätten während der Corona-Krise durchgängig offenbleiben und auch der Fahrradhandel fällt bei der Wiedereröffnung nun neben dem Kfz- und Buchhandel nicht unter die 800-Quadratmeter-Regelung. „Wir finden es super, dass wir wieder aufmachen dürfen“, freut sich Stefan Stiener, Geschäftsführer des Reiseradspezialisten Velotraum, der am Firmenstandort in Weil der Stadt auch einen Ausstellungs- und Beratungsraum hat. Der Terminkalender sei gut gefüllt und auch der Nachschub von den asiatischen Zulieferern gesichert.

Das Fahrrad habe sich als Verkehrsmittel in der Krise bewährt, findet Wasilis von Rauch, Geschäftsführer beim Bundesverband Zukunft Fahrrad (BVZF). „Das wird in anderen europäischen Ländern anders gesehen, aber in Deutschland ging die Debatte von vornherein in die richtige Richtung“, meint er. So sind beispielsweise in Berlin so genannte „Pop-up Lanes“ eingerichtet worden. Das sind kurzfristig für Fahrradfahrer umgewidmete Autofahrspuren.

Nun hoffen die Läden auch auf neue Kunden, die bislang kein oder nur ein altes Fahrrad hatten und sich nun nach einem Rad oder E‑Bike umschauen. Dazu zählen theoretisch auch Schulkinder, wie Jörg Müsse, Geschäftsführer des Einkaufsverbundes Bike & Co, beispielhaft erklärt: „Anstatt mit dem überfüllten Bus können sie mit dem Rad zur Schule fahren. Das ist eine sinnvolle Ergänzung zum ÖPNV. Es geht jetzt nicht darum, Produkte in den Markt zu drücken, sondern Radfahren in das Bewusstsein der Gesellschaft zu bringen.“

Viele Menschen hätten unter den derzeitigen Corona-Bedingungen das Fahrrad als Alternative zum ÖPNV entdeckt. Diese werde so entlastet und dadurch ebenfalls attraktiver für diejenigen, die auf ihn angewiesen bleiben. Gleichzeitig sollten die Verkehrsbetriebe ihr Angebot „auch mehr auf das Fahrrad ausrichten“, wünscht sich Heiko Truppel, Online-Marketing-Manager beim Liegeradhersteller HP Velotechnik. Als Beispiele nennt er verbesserte Mitnahmemöglichkeiten und einheitliche Tarifstrukturen.

Vorher bereits drängende Maßnahmen dürften durch Corona nicht in Vergessenheit geraten, sondern erst recht in Angriff genommen werden, meint Heiko Müller, Geschäftsführer des E‑Bike-Herstellers Riese & Müller. Dazu zählt für ihn die Schaffung einer radfahrerfreundlichen Infrastruktur, die in vielen Kommunen leider nicht umgesetzt werde, obwohl Fördergelder vorhanden seien. Problematisch seien aktuell jedoch die fehlenden personellen Kapazitäten. Direkt spürt das Andreas Hombach vom Stadtmöblierer WSM. Das Unternehmen produziert Fahrradabstellanlagen und steht im engen Austausch mit kommunalen Vertretern. „Seit Mitte März ist ein deutlicher Auftragsrückgang zu spüren. Bei den Kommunen steht die Krisenbewältigung im Vordergrund und Verantwortliche werden in andere Abteilungen abberufen“, berichtet er. Burkhard Stork, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) ist deshalb etwas zurückhaltend und würde sich über 40 Städte freuen, die sich binnen eines Jahres für mehr Radverkehr engagieren. Damit wäre ein Anfang gemacht.

Der Ausbau der Infrastruktur steht auch für Siegfried Neuberger, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV), weit oben. Hinzu kommt für ihn der wichtige Punkt, die rechtlichen Grundlagen für das S-Pedelec zu verbessern. „Diese Fahrzeuggattung bietet noch viel Potenzial gerade für Pendler, das aktuell nicht genutzt wird“, meint er. Ein weiterer Aspekt, für den sich Branchenvertreter stark machen, ist die Senkung der Mehrwertsteuer für Fahrräder und E‑Bikes auf sieben Prozent. „Hier sind wir auf einem guten Weg“, so die Einschätzung Neubergers.

Bislang sei die Fahrradbranche mit einem blauen Auge durch die Corona-Krise gekommen. Dennoch haben nach Angaben von Siegfried Neuberger über 70 Prozent der ZIV-Mitglieder Kurzarbeit beantragt und auch die Liefersituation aus Asien sei schwierig. Das Fahrrad sei aber gerade in Situationen wie diesen ein gutes Instrument, um bei Menschen wieder für positive Stimmung zu sorgen. (ampnet/jri)

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Fahrradfahrer.

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Fahrrad fahren hält fit.

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Das Fahrrad als Alternative und Ergänzung zum ÖPNV.

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Lastenfahrräder.

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Fahrrad-Werkstatt.

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Verkehrsmittel Fahrrad.

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