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Das Testfeld Niedersachsen soll noch um mehr als 270 Kilometer wachsen

Die zahlreichen Masten und ihre Apparaturen sind nicht zu übersehen: Aufmerksamen Fahrern auf der Autobahn 39 werden die 71 Kameras zwischen dem Kreuz Wolfsburg-Königslutter und Cremlingen bei Braunschweig bereits aufgefallen sein. Auf der neuen Versuchsstrecke werden über rund sieben Kilometer aber nicht alle paar Meter mögliche Verkehrssünder „geblitzt“. Ganz im Gegenteil – hier wird seit gestern der Verkehr erfasst, um ihn für die Zukunft des automatisierten und assistierten Fahrens auszuwerten.

Auf dem vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebenen Abschnitt wird mit Hilfe hochauflösender Kameras das Fahrverhalten der Verkehrsteilnehmer aufgezeichnet. Das geschieht anonymisiert: Sobald die Kameras erkannt haben, um was für ein Fahrzeug es sich handelt, wird es für die Datenerfassung durch einen farbigen Quader ersetzt. Kennzeichen und Insassen werden damit ausgeblendet. Erfasst werden lediglich so genannte Trajektorien; es handelt sich dabei sich um Geraden und Kurven, die nur die Bewegungen des jeweiligen Fahrzeuges abbilden.

Volkswagen ist einer der Testfeld-Partner. Weitere sind unter anderem Continental, die Wolfsburg AG, die IAV GmbH, Siemens und der ADAC. VW erhofft sich auf der vom Land Niedersachsen und der DLR finanzierten Strecke neue Erkenntnisse für das automatisierte Fahren. Im vergangenen Jahr hat die DLR die Erfassungstechnik entlang der Strecke installiert, mit der alle Fahrzeugpositionen hochpräzise gemessen werden, um so das reale Verkehrsgeschehen zu erfassen. Anhand der Informationen wird Volkswagen an der Verbesserung der Software für das automatisierte Fahren arbeiten.

Dr. Frank Welsch, Entwicklungsvorstand von Volkswagen, betont die Wichtigkeit der Teststrecke: „Um das automatisierte Fahren zu erforschen, sind Daten aus dem Alltagsverkehr unerlässlich. Das Testfeld Niedersachsen erlaubt uns, diese nicht nur in einem realen Umfeld zu erheben, sondern auch noch per Simulation zu erweitern.“ Die Besonderheit ist, dass neben den Daten der Testfahrzeuge ein Abgleich mit dem Verhalten des realen Verkehrs in der Umgebung eines automatisiert fahrenden Fahrzeuges möglich ist.

Das Testfeld ist eine offene Forschungs- und Entwicklungsplattform, die eine Kombination verschiedener Test- und Erprobungsmöglichkeiten bietet, wie zum Beispiel die Simulation verschiedener Verkehrsflüsse bis hin zu Ausnahmesituationen, die Fahrer und Technik an den Rand ihrer Möglichkeiten bringen. Es entsteht eine Szenariendatenbank, aus der sich sowohl die bestehenden Partner, als auch neu hinzukommende – vom kleinen Start-up bis zum großen Industrieunternehmen – für ihre jeweiligen Zwecke bedienen können.

Neben der Erfassungstechnik wurde auch für Entwicklungszwecke die p-WLAN-Technologie installiert, die für die direkte Kommunikation von Fahrzeugen untereinander und mit der Verkehrsinfrastruktur sorgt. Sie findet sich bereits jetzt serienmäßig im neuen VW Golf und wird künftig auch im ID 3 zum Einsatz kommen. Die Car-to-X-Technologie stimmt sich innerhalb von Millisekunden mit ihrem Umfeld ab und kann den Fahrer so über Gefahrenstellen und -situationen informieren, bevor dieser solche überhaupt wahrgenommen hat. P-WLAN dient hier speziell für die lokale Kommunikation zwischen den Fahrzeugen.

Je nach Umfeld kann das Signal über eine Reichweite von 150 Metern in der Stadt und bis zu 800 Metern auf dem Land oder der Autobahn übertragen werden. So warnen Fahrzeuge zum Beispiel vor ungesicherten Bahnübergängen, Stauenden oder Baustellen. Zudem können die Fahrer informiert werden, was die flexiblen Verkehrsleitsysteme anzeigen oder dass sie eine „grüne Welle“ nutzen können, wenn sie ihr Tempo anpassen. Oder die angezeigte Restlaufzeit der Rot-Phase der nächsten Ampel ermöglicht die optimale Rekuperation eines E-Fahrzeuges. Im Testfeld kann bereits Car-to-X für alle Fahrzeuge simuliert werden. Hierzu wird für jedes von den Kameras erfasste Fahrzeug eine p-WLAN-Botschaft generiert und ausgesendet. Die Signale werden vorerst jedoch nur für spezielle Testzyklen gesendet und erst im nächsten Schritt können Fahrzeuge davon in der Fläche profitieren.

Das Testfeld Niedersachsen wird sich nach seinem vollständigen Aufbau im Bereich Hannover, Braunschweig, Wolfsburg und Hildesheim auf rund 280 Kilometer entlang der Autobahnen A 2, A 39 und A 391 sowie mehrerer Bundes- und Landstraßen erstrecken. (ampnet/av)

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Testfeld Niedersachsen: Volkswagen Passat Variant zur Car-to-X-Erprobung.

Testfeld Niedersachsen: Volkswagen Passat Variant zur Car-to-X-Erprobung.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Volkwagen

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Testfeld Niedersachsen.

Testfeld Niedersachsen.

Foto: Auto-Medienportal.Net/AV

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Testfeld Niedersachsen.

Testfeld Niedersachsen.

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Testfeld Niedersachsen: Mobiler Kameramast.

Testfeld Niedersachsen: Mobiler Kameramast.

Foto: Auto-Medienportal.Net/AV

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Testfeld Niedersachsen: Erfasste, anonymisierte Fahrzeuge.

Testfeld Niedersachsen: Erfasste, anonymisierte Fahrzeuge.

Foto: Auto-Medienportal.Net/AV

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Testfeld Niedersachsen: Erfasste, anonymisierte Fahrzeuge.

Testfeld Niedersachsen: Erfasste, anonymisierte Fahrzeuge.

Foto: Auto-Medienportal.Net/AV

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