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Goslar Diskurs vertieft Big Data in Videoreihe

„Bürgerschreck mit Potenzial zum Hoffnungsträger“ – mit diesem Fazit hat die alljährliche Diskussionsveranstaltung der Studiengesellschaft für verbrauchergerechtes Versichern, der Goslar Diskurs, im Januar 2019 das Thema Big Data kontrovers beleuchtet. Das von der HUK-Coburg initiierte Goslar Institut startet dazu eine neue Videoreihe zur Vertiefung des Themas (https://vimeo.com/344272042). Zudem wird in Kürze ein Fachbuch erscheinen, dessen Verfasser in dem ersten Video ebenfalls zu Wort kommen.

In der Öffentlichkeit werde die Erfassung und Auswertung großer Datenmengen bislang noch überwiegend mit dem Bild vom „Big Brother“ in Verbindung gebracht, stellte Prof. Horst Müller-Peters von der Technischen Hochschule Köln als eine zentrale Aussage einer aktuellen Studie im Auftrag des Goslar Instituts zum Thema Big Data fest. Damit einher geht Besorgnis vor Überwachung und Verletzung der Privatsphäre. Das Entstehen dieser Horrorvision, dieser Dystopie, stehe in Deutschland ganz konkret mit der geplanten Volkszählung 1983 in Verbindung, fügte die Mitautorin der Studie, Prof. Dr. Susanne Knorre von der Hochschule Osnabrück, hinzu. Dieses negative Narrativ müsse jedoch relativiert werden, indem man im öffentlichen Diskurs auch die positiven Aspekte des Themas nicht außer Acht lasse, forderten die Wissenschaftler.

Auf die Schwierigkeit einer ausgewogenen Chancen-Risiko-Betrachtung des Themas Big Data machte in Goslar auch der dritte Autor der aktuellen Studie, Dr. Fred Wagner, Professor für Versicherungslehre an der Universität Leipzig, aufmerksam. Er kritisiert etwa, dass mit der restriktiven Regulierung in der EU in Form der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) nicht dem berechtigten Schutz der Bürger vor Datenmissbrauch und Angriffen auf die Persönlichkeit Rechnung getragen, sondern vielmehr „das Kind mit dem Bade ausgeschüttet“ werde.

Vor diesem Hintergrund halten alle drei Experten einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Big Data und dem Schutz von Daten für dringend erforderlich. Denn nur so kann aus ihrer Sicht gewährleistet werden, dass die Chancen, welche Digitalisierung, Künstliche Intelligenz (KI) und Big Data mit sich bringen, nicht auf der Strecke bleiben. Die Experten weisen zudem darauf hin, dass viele Bürger die Schutzrechte, die ihnen eingeräumt werden, entweder gar nicht oder nur sehr unvollständig nutzen. „Die Leute haben Angst vor Big Brother und stellen sich ‚Alexa‘ ins Wohnzimmer oder tragen eine ‚Smartwatch‘“, bringt Prof. Müller-Peters diese Widersprüchlichkeit auf den Punkt.

Dem Paradoxon von übertriebener Besorgnis auf der einen und unverständlicher Sorglosigkeit auf der anderen Seite gehen die Wissenschaftler ebenfalls in dem Buch „Die Big-Data-Debatte – Chancen und Risiken der digital vernetzten Gesellschaft“ auf den Grund, das demnächst im Verlag Springer Gabler erscheinen wird. In dieser Open-Access-Publikation analysieren die Autoren die öffentliche Debatte um Chancen und Risiken von Big Data und diskutieren die konkreten Implikationen in verschiedenen Lebensbereichen.

Das Fachbuch gibt auch die Ansicht der Verfasser der Studie des Goslar Instituts wider, der zufolge der notwendige Paradigmenwechsel im Umgang mit Big Data ebenfalls bewirken muss, „dass mit der Zeit ein souveränerer Bürger die Schizophrenie zwischen übertriebener Angst auf der einen Seite und völliger Sorglosigkeit auf der anderen Seite hinter sich lässt zugunsten einer rationaleren Abwägung, sodass er die Chancen von Big Data nutzen kann bei einem gleichzeitig bewussteren Einsatz seiner Daten“, wie es Prof. Müller-Peters stellvertretend für seine Kollegen formuliert. (ampnet/jri)

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Foto: Auto-Medienportal.Net/Goslar Institut

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