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Kommentar: Was wir von den Chinesen lernen können

Wie oft haben wir uns anhören müssen, die Chinesen seien uns bei der Elektromobilität uneinholbar enteilt. Was haben wir für ein Glück. Nun können wir von deren Erfahrung lernen, dass das Elektroauto mit der Lithiumionen-Batterie als Stromquelle eben doch nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Die Chinesen steuern um auf Brennstoffzelle und alternative Kraftstoffe. Schon ab kommendem Jahr werden alle Subventionen fürs Batterieauto gestoppt.

Angesichts des Smogs in den Metropolen schien der Schritt zum Batterieauto nirgends so sinnvoll wie in China. Doch beim aktuellen Kraftwerkmix in China konnte das nur die Innenstädte entlasten, nicht die Umwelt. Denn jedes Elektroauto sorgt beim Stromerzeuger und bei der Produktion für Umweltbelastungen und wirkt sich damit nicht günstiger zum Beispiel aufs Klima aus als ein moderner Diesel.

Die bessere Luft vor Ort muss die Volkswirtschaft teuer bezahlen. Die Abhängigkeit vom Erdöl wird ersetzt durch die Abhängigkeit von Rohstoffen, die für die Mobilität und für die gesamte Technologieindustrie unverzichtbar sind: Lithium und seltene Erden. Lithium wird in den heißesten Regionen dieser Welt unter Bedingungen abgebaut, über die niemand gern spricht, weil Europäer die nie akzeptieren könnten. Kobalt stammt aus dem Bürgerkriegsland Kongo. Dort geht es noch menschenunwürdiger zu. Menschenrechte fallen dort der Kalaschnikow zum Opfer.

China hat einen Vorteil. Das Land ist der weltweit größte Lieferant für die seltenen Erden, ohne die Computertechnologie oder 5G-Netze nicht möglich sind. So gesehen ist China das Land, das sich Batterien am besten leisten kann. Dennoch wollen sie aussteigen beim massenweisen Elektrostraßenverkehr. Darüber hinaus werden ihnen die vielen Ladestationen zu teuer. Das können auch wir nachvollziehen, wenn wir den Bedarf bei uns hochrechnen. Der Verband der Automobilindustrie meldete vergangene Woche, für die Elektrofahrzeuge, die bis 2030 in Deutschland rollen, würden eine Millionen Ladepunkte und rund 100 000 Schnellladestationen benötigt.

Die Ressource Wasser müssen wir nicht importieren. Wir brauchen auch keine Seltenen Erden oder Kobalt aus dem Kongo. Wir müssen nur die nachhaltig erzeugte Energie einsetzen. Die kann, wenn sie nicht anderswo gebraucht wird, aus Wasser per Elektrolyse den Wasserstoff gewinnen. Mit dem Strom, der 2017 nicht produziert wurde, weil es keinen Abnehmer für die Windkraftanlagen gab, hätten Autos mit Brennstoffzelle 5,5 Milliarden Kilometer fahren können.

Und dann gibt es da noch die alternativen Kraftstoffe. Einige Verfahren holen das Kohlendioxid aus der Luft und verwandeln es in Benzin oder Diesel. Wir müssen CO2 nicht unter der Nordsee wegspeichern, wir können damit auch Mobilität mobilisieren.

Aber völlig blauäugig haben wir uns von den so selbstgewiss agierenden Umweltpolitikern und -organisation die Batterie aufdrücken lassen. China zeigt, wie das enden wird. Noch haben wir die Chance, technologieoffen zu agieren: Innenstadt- und Pendlerverkehr sowie Auslieferfahrzeuge und Taxis können mit der Batterie leben. Für die Mittel- und Langstrecke stehen eine Zeit lang Hybride bereit, bevor sie ebenso wie die Lastwagen mit Brennstoffzellen-Antrieben laufen werden oder mit alternativen Kraftstoffen.

Die Chinesen haben uns gelehrt, dass nicht mehr viel Zeit bleibt, den Crash zu verhindern. (ampnet/Sm)

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Peter Schwerdtmann.

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Foto: Auto-Medienportal.Net

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