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Historie und Histörchen (71): Volkswagen will Porsche doch nicht kaufen

Es war Mitte der 80er Jahre, als im Wartebereich der frisch beim Batteriehersteller Varta startende Pressesprecher auf eine Gruppe hoher Volkswagen-Manager rund um den damaligen Entwicklungsvorstand Prof. Ernst Fiala traf. Der Österreicher in Wolfsburger Diensten hatte zehn Jahre zuvor den Umstieg vom Käfer und seinen „Auswüchsen“ auf die modernen Modelle Passat, Golf und andere gemeistert. Man kannte sich, und deswegen war die Unterhaltung sehr offen.

Auf die eigentlich nur höflich gemeinte Frage, was eine so große Gruppe des Wolfsburger Topmanagement nach Stuttgart getrieben habe, gab es sogar eine ernstgemeinte Antwort. Eine hoher Fahrwerksexperte sagte, Porsche stecke ja in der Krise. Man habe jetzt untersucht, ob Volkswagen den Sportwagenbauer kaufen sollte. Es stehe gar nicht gut um die Zuffenhausener. Man werde es deswegen nicht riskieren, das Unternehmen zu übernehmen.

Wie man weiß, hat Porsche den Spieß später umgedreht.

Auf dem Pressemann kam noch eine zweite Überraschung zu. Fiala bot ihm an, ihn mit dem Firmenjet mitzunehmen. Der Pressemann lehnte ab. Doch Fiala bot an, den Flieger am Varta-Standort in Hannover landen zu lassen. Nach dem Start begann dann ein Martyrium für den Pressemann, der gerade einmal den ersten Monat bei Varta hinter sich hatte. Fiala wollte wissen, warum Varta sich nicht an den Wolfsburger Plänen für ein Elektroauto beteilige.

Das war eine der seltenen Gelegenheiten, in denen ein Pressemann tatsächlich nicht wusste, wovon die Rede war. Es dauerte fast bis zum Landeanflug, bevor Prof. Fiala akzeptierte, dass sich der Pressemann nicht um eine Aussage drücken wollte, sondern keine hatte. Er hatte auch noch nichts von Prof. Winsel und seiner Arbeit an der Brennstoffzelle für Varta gehört.

Der Pressemann ging davon aus, Fiala sprach von der Batterie. Aber der Österreicher war immer auch ein Visionär, wie sein frühzeitiges Interesse am Elektroauto zeigte. Das Elektromobil wurde dann erst Ende der 90er Jahre zu einem existenziellen Thema der Automobilindustrie, weil die Amerikaner von allen Herstellern fünf Prozent Fahrzeuge gänzlich ohne Emissionen verlangten. Das ging nur mit dem batterieelektrischen Auto. Doch bald war klar, dass die Blei-Säure-Batterie nie die Erwartungen würde erfüllen können. Dazu musste erst die Lithiumionen-Batterie entwickelt werden.

Zehn Jahre später – Fiala war nicht mehr im Amt und der Pressemann inzwischen aussagefähig – hatte Varta nicht nur die Lithiumionen-Batterie, sondern auch die Brennstoffzelle. Doch inzwischen wehte in Wolfsburg ein anderer Wind, der vom Einkaufsvorstand Ignazio Lopez. Sein Preisdruck führte letztlich dazu, dass Batterieforschung in Deutschland nur noch auf kleinster Flamme finanzierbar war. Heute haben andere den damaligen deutschen Vorsprung längst überkompensiert. (ampnet/Sm)

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Prof. Ernst Fiala, 1990, heute 91 Jahre alt.

Prof. Ernst Fiala, 1990, heute 91 Jahre alt.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Porsche Austria

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