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Versichern sich risikofreudige Autofahrer vorsichtshalber besser?

Risikofreudige Autofahrer schließen keine höhere Versicherung ab als defensiv chauffierende. Das ist das Ergebnis einer Studie der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien. Wer tendenziell Geschwindigkeitsvorgaben in den Wind schlägt, bei „Dunkelgelb“ noch über eine Ampel huscht oder auch innerstädtisch „sportlich“ unterwegs ist, sichert sich deswegen noch lange nicht besser gegen mögliche Unfallfolgen ab.

Alexander Mürmann, Professor für Risk Management and Insurance an der WU, erklärt das damit, dass „wir uns hinsichtlich nicht-finanzieller und finanzieller Risiken sehr unterschiedlich verhalten“. Demnach versichert sich ein vorsichtiger Fahrer, der bemüht ist, Unfälle zu vermeiden, nicht automatisch hoch, um das Risiko finanzieller Verluste zu vermindern – und umgekehrt. Mürmann und sein Team waren in ihrer Untersuchung der Frage nachgegangen, wie sich individuelles Fahrverhalten auf das Unfallrisiko und auf den Abschluss einer Versicherung auswirken.

Dabei kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass das Unfallrisiko nicht nur von der Länge der jeweiligen Fahrtstrecke, sondern ebenso von der Anzahl der Fahrten bestimmt wird. Demnach nimmt die Gefahr eines Unfalls zu, wenn jemand eine bestimmte Strecke nicht an einem Stück, sondern in mehreren Etappen zurücklegt, denn jede einzelne Fahrt habe einen Anfang und ein Ende, erläutern die Studienautoren. Und in diesen beiden Phasen einer Fahrt sinke die Konzentration der Person am Steuer, weil sie dann auch noch mit anderen Dingen beschäftigt sei. Etwa bei Fahrtbeginn mit dem Bedienen des Navigationsgeräts, dem Suchen eines Radiosenders oder schlicht dem Einstellen einer angenehmen Sitzposition. Und am Ende einer Fahrt kreisen die Gedanken vielfach schon um Dinge, die anschließend anstehen.

Für ihr Forschungsvorhaben untersuchten die Wissenschaftler um Mürmann detaillierte GPS-Daten von versicherten Autos und die zugehörigen Versicherungsdaten über Tarifierungsmerkmale und Schadensfälle. Mithilfe der GPS-Daten konnten die Forscher Fahrprofile erstellen, basierend auf Geschwindigkeitsüberschreitungen, gefahrener Distanz und Anzahl der Autofahrten. Um herauszufinden, ob riskanteres Fahren ein höheres Unfallrisiko und eine höhere Wahl in der Versicherungsdeckung impliziert, berücksichtigten die Studienautoren außerdem, dass Ursache und Wirkung auch gegenläufig sein können – will sagen, dass höher versicherte Personen möglicherweise riskanter fahren, eben weil sie so gut versichert sind. Hierfür nutzten die Wissenschaftler Daten über lokale Wetterbedingungen und bezogen in ihre Analyse mit ein, wie die Fahrzeuglenker auf unterschiedliche Wetterbedingungen in ihrem Fahrverhalten reagierten, nachdem sie ihren Versicherungsvertrag gewählt hatten. Am Ende kamen die Verfasser der Studie zu dem Resultat, dass – entgegen ihrer Vermutung – Menschen mit unterschiedlichen Fahrerprofilen keine unterschiedlichen Versicherungsverträge kaufen.

Darüber hinaus machte die Untersuchung noch einen weiteren interessanten Aspekt deutlich. Die Studie zeigt auch das Potenzial zunehmender Datengewinnung durch Digitalisierung zum Vorteil aller Beteiligten. Dieses Potenzial sollten Versicherungen nutzen, um Autofahrerinnen und Autofahrer bei ihren Abschlüssen besser beraten und individualisierter tarifieren zu können, meint Mürrmann – sowie um dabei Anreize zu geben, das persönliche Unfallrisiko zu reduzieren. (ampnet/Sm)

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Foto: Auto-Medienportal.Net/Goslar Institut

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