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TÜV: Jedes fünfte Auto fällt durch

Etwa jedes fünfte Auto (21,2 Prozent) ist im Zeitraum Juli 2017 bis Juni 2018 durch die Hauptuntersuchung (HU) der TÜV-Prüfstellen gefallen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist der Anteil der Fahrzeuge mit „erheblichen Mängeln“ über alle Altersklassen hinweg um 1,3 Prozent gestiegen. Stellen die Prüfer erhebliche Mängel fest, müssen die Autobesitzer ihr Fahrzeug reparieren und erneut prüfen lassen. Weitere zwölf Prozent aller Fahrzeuge waren mit „geringen Mängeln“ unterwegs (minus 1,9 Prozent). 0,1 Prozent der vorgeführten Fahrzeuge – in absoluten Zahlen 4789 Stück – galten als „verkehrsunsicher“ und mussten sofort stillgelegt werden.

Das geht aus dem aktuellen „TÜV-Report 2019“ hervor, für den rund 8,8 Millionen Hauptuntersuchungen der TÜV-Unternehmen ausgewertet wurden. Als einen wichtigen Grund für die gestiegene Durchfallquote hat der TÜV-Verband VdTÜV die alternde Fahrzeugflotte in Deutschland ermittelt. Das Durchschnittsalter aller Pkw beträgt aktuell 9,4 Jahre. Im Vergleich zum Jahr 2010 sind die Autos im Schnitt 1,3 Jahre älter und im Vergleich zum Jahr 2000 sogar um zweieinhalb Jahre. Mit höherem Alter steigt die Fehleranfälligkeit der Pkw. Nach den Ergebnissen des aktuellen TÜV-Reports fällt nur jedes zehnte der vier bis fünf Jahre alten Fahrzeuge mit erheblichen Mängeln durch die HU, während es bei den zehn bis elf Jahre alten mehr als jedes vierte ist (28 Prozent). Hier wird gerne auch der steigende Wartungsaufwand vernachlässigt.

Der Gewinner des TÜV-Reports 2019 ist der Porsche 911. Der Sportwagen hat mit einem Anteil von 2,5 Prozent die geringste Quote erheblicher Mängel (EM-Quote) unter den zwei bis drei Jahre alten Autos. Der Porsche 911 sichert sich aber nicht nur den Gesamtsieg, sondern gewinnt auch in allen anderen Altersklassen (Typ 991, Typ 997). „Dass ein Fahrzeug in allen Altersklassen so überzeugend abschneidet, hat es in der Geschichte des TÜV-Reports noch nicht gegeben“, sagte VdTÜV-Geschäftsführer Dr. Joachim Bühler heute. Insgesamt haben die deutschen Hersteller mit zahlreichen Top-10-Platzierungen in den verschiedenen Altersklassen sehr gut abgeschnitten. Darüber hinaus gewinnt Mercedes-Benz mit seinen Modellen die Wertungen für die vom Kraftfahrt-Bundesamt festgelegten Segmente Kompaktklasse, Mittelklasse, SUV und Van. Der Opel Adam gewinnt bei den Minis und der Hyundai i20 bei den Kleinwagen.

Schlusslichter in den verschiedenen Altersklassen sind in diesem Jahr der Dacia Logan mit einer EM-Quote bei den zwei bis drei Jahre alten Fahrzeugen in Höhe von 14,6 Prozent, der Peugeot 206 bei den vier- und fünfjährigen Modellen mit 28 Prozent und bei den sechs bis sieben Jahre wieder der Dacia Logan mit 30,9 Prozent. Bei den acht und neun Jahre alten Fahrzeugen teilen sich Renault Kangoo und Chevrolet Matiz den letzten Platz mit einer EM-Quote von 37,1 Prozent. Bei den noch älteren Autos verliert erneut der Dacia Logan: vier von zehn Logans (40,6 Prozent) fallen in diesem Alter durch die TÜV-Prüfung.

Ein Dauerbrenner bei der HU ist das Thema Licht. Vor allem ältere Fahrzeuge fallen mit defekter Beleuchtung auf. Ein weiteres Problem ist Ölverlust an Motor und Antrieb. Austretendes Öl ist kritisch, da es bei einem Unfall brandbeschleunigend wirkt. Darüber hinaus belastet entweichendes Öl die Umwelt. Mängel an den Achsfedern und den Stoßdämpfern verschlechtern nicht nur den Fahrkomfort, sondern sind auch ein Sicherheitsrisiko, weil die Fahrzeuge nicht mehr stabil auf der Straße liegen. Das ist vor allem in engen Kurven oder bei Ausweichmanövern gefährlich. Nicht zuletzt müssen die Bremsen regelmäßig gewartet werden, um sicher unterwegs zu sein.

Die Hauptuntersuchung von Pkw befindet sich infolge der Digitalisierung, neuen Vorgaben zum Umweltschutz und der Harmonisierung auf EU-Ebene in einem grundlegenden Wandel. Am 20. Mai 2018 wurde in Deutschland mit dem „gefährlichen Mangel“ eine neue Mängelkategorie eingeführt und damit eine EU-Richtlinie umgesetzt. Für die Fahrzeughalter hat das in der Praxis aber nur geringe Auswirkungen: Sie erhalten einen Hinweis auf dem Prüfbericht und haben dann – wie bei den erheblichen Mängeln – einen Monat Zeit für die Reparatur und HU-Nachprüfung.

Bereits seit Anfang 2018 ist wieder eine Abgasuntersuchung mit Endrohrmessung bei der HU Pflicht. „Nur mit einer Kombination aus Abgasmessung am Auspuff, einer Auswertung der Diagnosedaten und einer Sichtprüfung können die Prüfer Verschleiß, Manipulationen oder Defekte an der Abgasanlage richtig erkennen“, sagte Bühler. Ihre volle Wirksamkeit entfalte die Endrohrmessung aber erst mit den neuen Grenzwerten, die ab 1. Januar 2019 dem Stand der Technik angepasst werden. Ein weiterer Fortschritt sei die Messung der Partikelanzahl bei Dieselfahrzeugen ab dem Jahr 2021. Darüber hinaus fordert der TÜV-Verband, dass zukünftig auch die Stickoxid-Emissionen (NOx) von Dieseln bei der Abgasuntersuchung überprüft werden.

Für den TÜV-Report 2019 sind rund 8,8 Millionen Hauptuntersuchungen ausgewertet worden. Basis der Rankings in fünf Altersklassen sind 18 ausgewählte, besonders relevante Mängel. Untersucht wurden 231 Fahrzeugmodelle. (ampnet/jri)

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Die TÜV-Plakette wird angebracht.

Die TÜV-Plakette wird angebracht.

Foto: Auto-Medienportal.Net/TÜV Rheinland

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