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Wie einst der Bannstrahl des Bösen den Diesel traf

Heute sind wir klüger. Wir wissen, dass schon in wenigen Wochen das Anzünden der Kerzen des Adventskranzes mehr als 200 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft erzeugen wird und wundern uns nicht, dass es Raucher gibt, die das Anstecken einer Zigarette überleben, obwohl sie damit gleich 200 000 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft freigesetzt haben. Doch seien wir gewarnt. Heute amüsieren wir uns über die, die wegen ein paar Mikrogramm ganze Städte lahmlegen wollten. Doch Menschen lassen sich nur allzu gern von dunklem Glauben beherrschen. Hans-Robert Richarz erinnert an die unglaubliche Geschichte:

Es begab sich einmal im Reich der Fabel, dass großes Wehklagen herrschte ob der Dämpfe dubios dirigierter Dieselmaschinen. Tausende und Abertausende, so drohte das Orakel des Fürsts der Finsternis, schienen verloren, jeder Atemzug würde die Menschen in den großen Städten zwischen Nord- und Chiemsee unweigerlich ihrem vorschnellen Ende entgegenbringen. Dass der Mensch auch ohne die gasförmigen Oxide des Stickstoffs diesem Schicksal nicht entgehen würde, verdrängten die Gutgläubigen.

Seltsam auch: Außerhalb des Landes, dort wo sich die Menschen der Sprache William Shakespeares, Leonardo da Vincis oder Lech Wałęsas bedienten, machten die Bedenkenträger durchweg nur eine verschwindend geringe Minderheit aus. Dort hatte man andere Sorgen. Die Geißel eines drohenden Brexits, einer grotesken Schuldenlast oder eines skrupellosen Umgangs mit der Jurisprudenz zum Beispiel.

Der Leibhaftige mit dem Pferdefuß aber, der stets der klingenden Münze hinterherjagte, sprach angesichts der Sorglosigkeit der Nachbarn zu seinen Jüngern: „Lasset die Schergen ausschwärmen, auf dass sie den Unverbesserlichen, die uns keinen Glauben schenken wollen, Schreckliches angedeihen lassen." Doch zunächst verhallten die Verwünschungen des Gottseibeiuns ungehört. Da besann er sich auf seine Advokaten. Sie sollten ihm bei der hohen Gerichtsbarkeit für sein Anliegen Gehör verschaffen. Auf Wegen, Straßen und Plätzen in vielen Ortschaften innerhalb der deutschen Grenzen vom 3. Oktober 1990 sollte kein Diesel mehr vor sich hinnageln dürfen. Vollbeschäftigung für die Büttel des Landes war die Folge.

Fortan verbreitete sich Unruhe unter den Gerechten, die mit ihrer Entscheidung für ein Dieselmobil das Ihre zur Abwendung einer drohenden Klimakatastrophe getan haben wollten. Jetzt aber sahen sie sich wehrlos einem fürchterlichen Bannstrahl ausgesetzt, in Fahrt gebracht durch den Antidiesel persönlich. Würden sie samt und sonders erbarmungslos dazu verdammt werden, ihre Einkäufe bei den Krämern der Innenstädte zu Fuß nach Hause tragen zu müssen?

Doch es half kein Klagen oder Zähneklappern. Schritt für Schritt verschaffte sich der Leibhaftige Gehör bei der Rechtsprechung zwischen Kiel und Konstanz. Ob München oder Düsseldorf, Stuttgart oder Hamburg, Mainz oder Berlin – Dr. Beelzebub hatte getreu der Leitlinie aus Brüssel über jedes einzelne Mikrogramm Stickoxid penibel Buch geführt. So kamen Fahrverbote für Dieselautos zuhauf. Sogar Kleinstädte wie Bonn oder Oldenburg gerieten ins Visier der um Flächendeckung bemühten Folterknechte.

So brachte die Sünde einer kleinen Schar Motorenentwickler aus einer kreisfreien Großstadt im Osten des Landes Niedersachsen eine ganze Technik in Verruf und bescherte Millionen Mitmenschen, die sich dieser Technik bedienten, schlaflose Nächte. Und Luzifer jubilierte. Konnte er doch jetzt einer kompletten Branche an den Kragen gehen, Arbeitsplätze vernichten und zusätzlich auf Teufel komm raus in der gesamten Volkswirtschaft großen Schaden anrichten. Und wenn er nicht gestorben ist, dann versucht er irgendwo, eine neue Sau durchs Dorf zu treiben, um den Menschen Angst zu machen und sie erneut mit einem dunklen Glauben gefangenzunehmen.

Übrigens: Das ist natürlich nur ein Märchen, eine schlimme Erinnerung an dunkle Zeiten, in die Menschen den Glauben an die Vernunft verloren hatten. Personen und Handlung sind so frei erfunden wie die Angst vor dem Dieselmotor. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig. (ampnet/hrr)

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Hans-Robert Richarz.

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