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Es wird eng für Tesla

Der Heiligenschein hat nicht nur erheblich Rost angesetzt, jetzt bekommt er auch noch tiefe Risse. Elon Musk, charismatischer Gründer und Boss des Elektroauto-Unternehmens Tesla mit Sitz in Palo Alto/Kalifornien gerät immer mehr ins Schleudern. Bislang hielten ihm seine Fans mit exorbitanten Aktienkursen die Treue. In den ersten Monaten dieses Jahres zum Beispiel war Tesla an der Börse knapp 51 Milliarden Dollar wert. Zum Vergleich: Ford brachte es zur gleichen Zeit mit Ach und Krach auf 45 Milliarden. Nun aber macht sich in Bezug auf Tesla so etwas wie Katerstimmung breit.

Musk musste nämlich jetzt nicht nur einen Rekord-Nettoverlust für das erste Quartal 2018 von 710 Millionen Dollar eingestehen. Pro Woche gingen demnach rund 57 Millionen Dollar (ca. 47,66 Millionen Euro) den Bach runter. Pro Anteilsschein bedeuteten das 3,54 Dollar, wie die angesehene Zeitung Herald News aus Everett im US-Bundesstaat Washington ausrechnete. „Der Verlust im ersten Quartal und das fortwährende Verbrennen von Bargeld wirft die Frage über die Zukunft des Unternehmens auf, ob es je in der Lage sein wird, alle seine Rechnungen zu bezahlen“, notierte das Blatt.

Hauptgrund für die Kapitalvernichtung waren die Produktionsprobleme vom für den Massenmarkt bestimmten Tesla Model 3. Die waren derart niederschmetternd, dass Musk seinen Followern per Twitter mitteilen musste, er schlafe fortan in der Fabrik, um sich höchstpersönlich um eine Optimierung zu kümmern. Zudem versuchte er mit der Nachricht Optimismus zu verbreiten, dass Ende April die wöchentliche Produktion des Problemmodells auf 2270 Exemplare geklettert sei. Das war allerdings noch nicht einmal die Hälfte dessen, was erforderlich gewesen wäre um so etwas wie Rentabilität zu erreichen. Dass im laufenden Quartal Tesla fünf bis sechs zusätzliche Ausfallzeiten für die Produktion von Model 3 im Tesla-Werk in Fremont, Kalifornien, drohen, macht die Situation nicht besser. Bereits im April hatten die Bänder dort eine Woche lang still gestanden.

Als die Produktion im Sommer 2017 startete, versprach Musk, in kurzer Zeit 20 000 Exemplare des Modells 3 zu bauen. Stattdessen schaffte Tesla im gesamten vierten Quartal nur 2425 Stück. Dann prognostizierte das Unternehmen am Ende des ersten Quartals 10 000 pro Monat. Wie sich herausstellte, wurden knapp 9800 von Januar bis März zusammengestellt.

Die amerikanische Rating-Agentur Moody's Investor Service hatte schon im vergangenen März gewarnt, dass Tesla die Barmittel für den normalen Geschäftsbetrieb, die Kapitalkosten und Schulden, die demnächst zur Rückzahlung fällig werden, ausgehen würden. Ende 2017 hatte das Unternehmen insgesamt 9,5 Milliarden US-Dollar an langfristigen Verbindlichkeiten. „Der negative Ausblick spiegelt die Wahrscheinlichkeit wider, dass Tesla eine große, kurzfristige Kapitalerhöhung durchführen muss, um Fälligkeitsverpflichtungen bedienen und Liquiditätsengpässe vermeiden zu können“, schrieb Moody's in einer Mitteilung an die Investoren.

Zu allem Überfluss legte sich Musk nach Veröffentlichung seiner Schreckenszahlen auch noch mit Börsenanalysten an. In einer Telefonkonferenz Anfang Mai bügelte er äußerst dünnhäutig Kritik mit Worten wie „langweilige Fragen von Dummköpfen finde ich uncool“ ab. Die Folge: Der sich ohnehin bereits auf Talfahrt befindliche Aktienkurs von Tesla brach um fast weitere fünf Prozent ein. Elon Musk hatte damit innerhalb von Sekunden seine Aktionäre um mehr als 2,4 Milliarden Dollar (ca. 2,0 Milliarden Euro) Vermögen gebracht. (ampnet/hrr)

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Tesla Model 3.

Tesla Model 3.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Tesla

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