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Im Bücherregal: Meilensteine des Motorradbaus in ihrer ganzen Ästhetik

Eigentlich hätte Henry Ford mit dem T-Modell und der Massenmobilisierung dem Motorrad den Garaus machen müssen – doch das Motorrad ist eben etwas anderes als ein reines Fortbewegungsmittel. 50 Meilensteine der Zweiradentwicklung versammelt auf eindrucksvolle Weise das Buch „The Art of Speed: Classic Motorcycles“. Die deutsche Ausgabe trägt auf der Rückseite des Einbandes noch die Überschrift „Die revolutionärsten Motorräder der Welt“ – über dem Foto einer Maico Taifun.

Was Autor Pat Hahn und Fotograf Tom Loeser da zusammengetragen haben, begeistert gleich in mehrfacher Hinsicht. Die spezielle Lichttechnik bei den Fotos (sie wird am Ende des Bandes kurz erklärt) sorgt für eine ungewöhnliche Tiefenschärfe, die auch in der Totalen fast alle Details deutlich hervortreten lässt. Dazu kommt, dass sich nicht alle der vorgestellten Highlights der Motorradhistorie in toprestauriertem Zustand befinden. So strahlt beispielsweise die Thor von 1913 eine ganz eigene Aura aus, weil sie fast schon im Zustand eines Scheunenfunds vor die Kamera geschoben wurde. Sie ist eines der Modelle, die – wie viele der damaligen Zeit – ihre Ableitung vom Fahrrad nicht verhehlen können. Dass es aber auch in der Frühzeit des Motorradbaus schon anders ging, zeigen die FN von 1910 und die ungewöhnliche Militaire Deluxe (1915) mit Vier-Zylinder-Motor, Hinterradfederung und ausfahrbaren Stützrädern an der Hinterachse.

Zu den eindrucksvollen Abbildungen, die sich auch auf Detailaufnahmen erstrecken und beispielsweise aus der Vogelperspektive faszinierende Bilder bieten, gesellen sich erfreulich kurze, aber ausreichend informative Texte, die Techniklaien nicht zwangsläufig überfordern und es auch immer wieder schaffen, den historischen Bogen einzelner Marken bis (fast) in die aktuelle Gegenwart zu schlagen. Ebenfalls gelungen ist die Unterteilung in die drei großen Kapitel „Experimentierphase“, in die beispielsweise die Megola von 1922 mit Fünf-Zylinder-Sternmotor im Vorderrad fällt, „Perfektionierung“ und „Highspeed“.

Das Buch erinnert immer wieder daran, dass etliche technische Pioniertaten schon weit zurückliegen: Riemenantrieb (1903), Achsschenkellenkung (1915), Kombibremse (Mitte der 20er Jahre) oder Vier-Ventil-Zylinderköpfe. Und den Vorläufer des „Entenschnabels“ à la Suzuki oder BMW entdeckt der Leser an einer NSU Rennmax anno 1952 mit „Delphin“-Verkleidung.

„The Art of Speed“ zeigt aber vor allem die ganz eigene Ästhetik von Motorrädern und könnte auch einfach nur „The Art of Motorcycles“ heißen. Es wirkt beinahe schon wie ein Kunstband. Das gilt durchgängig für alle 50 Fahrzeuge, zu denen unter anderem die Zündapp K 800 und die ungewöhnliche Moto Villa 250 mit ihrem aus zwei 125er-Twins zusammengesetzten Vierzylinder ebenso gehören wie die Jawa-Rennmaschine von 1960 oder die betörende Crocker, Baujahr 1940. Eine so gut wie rahmenlose Britten V1000 aus den 1990er Jahren dürfte so mancher Motorradfan ebenfalls noch nie gesehen haben. Natürlich fehlen aber auch große Klassiker von Triumph, Brough Superior, Ducati und Honda nicht.

„The Art of Speed: Classic Motorcycles“ von Pat Hahn und Tom Loeser ist im Gera-Mond-Verlag erschienen. Das Buch hat 224 Seiten mit ca. 200 Abbildungen und kostet 50 Euro. (ampnet/jri)

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„The Art of Speed: Classic Motorcycles“ von Pat Hahn und Tom Loeser.

„The Art of Speed: Classic Motorcycles“ von Pat Hahn und Tom Loeser.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Gera-Mond-Verlag

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