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Anrufsperre per App

Wer am Steuer sein Smartphone im Fahrzeug ohne Freisprechanlage benutzt, kann nicht ganz bei Trost sein. Offenbar ist es ihm egal, dass er damit nicht nur sein, sondern auch das Leben anderer Autofahrer mutwillig aufs Spiel setzt. Doch selbst drastische Strafen halten nur wenige Menschen vom versuchten Mord oder Selbstmord mittels Mobiltelefon ab.

2015 - neuere Zahlen liegen noch nicht vor - wurden hierzulande 363 417 Autofahrer mit Mobiltelefon am Ohr erwischt. Die Dunkelziffer liegt weit höher. Wie viele von den 3 214 Verkehrstoten im gleichen Jahr auf das Konto "Gequassel ohne Freisprecheinrichtung" gehen, weiß niemand. Fest steht nur, eine der Hauptunfallursachen in Deutschland ist laut Angaben des Bundesverkehrsministeriums Ablenkung - wodurch auch immer, noch vor dem Alkohol am Steuer.

Selbst hohe Strafen scheinen als Abschreckung ins Leere zu gehen. So kostet ein Handytelefonat ohne Freisprecheinrichtung in Deutschland inzwischen immer noch vergleichsweise glimpfliche 60 Euro zuzüglich einem Punkt in Flensburg, was durch das veränderte Punktesystem von 18 auf acht mögliche Punkte schwerer wiegt als zuvor. Mehrfachtätern droht sogar ein dreimonatiges Fahrverbot. Dabei reicht es schon aus, das Handy bei laufendem Motor in der Hand zu halten

Andere Länder gehen weit rigoroser zur Sache. In Frankreich beginnt der Tarif für das Handy am Ohr bei 135 Euro und mehr, die Niederlande verlangen 230 Euro. Noch tiefer in die Tasche plauderfreudiger Italiener will demnächst die Regierung in Rom greifen. Drei bis sechs Monate Führerscheinentzug und fast 1.300 Euro Bußgeld sollen künftig für gleichzeitiges Telefonieren und Autofahren fällig werden.

In Österreich, das im widerrechtlichen Telefonier-Strafmaß in Europa mit 50 Euro vor der Türkei mit nur 20 Euro auf dem vorletzten Platz liegt, wurden 2016 mehr als 105 000 Fahrer und Fahrerinnen erwischt - alle fünf Minuten ein Fall. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) geht sogar davon aus, dass in Österreich täglich rund 900 000 Handy-Telefonate ohne Freisprechanlage geführt werden. Damit wird nur eines von 3.000 Handy-Vergehen auch tatsächlich geahndet. Dabei führen Experten ins Feld, dass Telefonieren am Steuer die Aufmerksamkeit ebenso belastet wie eine Alkoholkonzentration im Blut von 0,8 Promille. Wer gar auf seinem Smartphone Meldungen verschickt oder die neuesten Nachrichten abruft, sitzt danach völlig besoffen am Steuer.

Dem will der Computerriese Apple aus Kalifornien in Kürze einen Riegel vorschieben. Im Herbst wird es mit dem neuen Betriebssystem iOS 11 ein wichtiges Update für iPhone und iPad geben. Eines der neuen Features nennt sich "Do Not Disturb While Driving" (Nicht stören während der Fahrt) und verhindert ein- und ausgehende Texte und Gespräche. Die App lässt das iPhone mittels Bluetooth-Verbindung erkennen, ob es sich in einem fahrenden Auto befindet. Dann bleibt sein Bildschirm dunkel und gleichzeitig sendet es als Anrufbeantworter die Nachricht, dass sein Besitzer oder seine Besitzerin gerade am Steuer sitzt. Wer ein altes Apple-Smartphone besitzt, kann die Do-Not-Disturb-App kostenlos beziehen.

Es gibt allerdings einen Wermutstropfen: Die App lässt sich abschalten. Nur so können zum Beispiel Beifahrer das Telefon weiter benutzen. Das Internet-Portal Zeit online kritisierte die App als Folgeerscheinung amerikanischer Schadensersatzprozesse: "Do Not Disturb While Driving ist vor allem gut gemeint. Es könnte eine Reaktion auf Kritik sein: Im Dezember und Januar hatten Opfer zweier Autounfälle in den USA geklagt und argumentiert, Apple würde nicht genug unternehmen, um die Nutzung von iPhones und Diensten während der Fahrt zu unterbinden." (ampnet/hrr)

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