Feinstaub, Schadstoffemissionen und Lärm. Das sind die drei ökologischen Hauptbelastungen heutiger Städte. Neben der Regulierung des Individualverkehrs haben Metropolregionen eine weitere Möglichkeit zur Einflussnahme. Indem sie die Fuhrparks des öffentlichen Personennahverkehrs gezielt erneuern, können sie Umweltbelastungen eindämmen. Batteriebetriebene Busse des Nischenherstellers Sileo haben sich unter anderem in der ÖPNV-Region Braunschweig/Salzgitter und auf der Insel Sylt gegen etablierte Konkurrenten durchgesetzt. Sie sind bereits im öffentlichen Transporteinsatz.
Die Sileo GmbH ist die Vertriebsgesellschaft der Bozankaya-Gruppe aus Salzgitter. 2014 gründete sie sich mit dem Ziel, hocheffiziente elektrische Antriebe für Fahrzeuge im öffentlichen Raum zu entwickeln. Der Startschuss fiel bereits 1989: Damals gründete Diplomingenieur Murat Bozankaya in Wolfenbüttel das Entwicklungs- und Ingenieurbüro Bozankaya Business Consultant & Commerce (BBC&C). Von da an begann die Entwicklung zu einem Systemlieferanten für die Fahrzeugindustrie. Mit der Gründung von Tochterfirmen in der Türkei schuf Bozankaya eine weitere Grundlage für das heutige Geschäftsmodell der Unternehmensgruppe. In Ankara folgte 2010 mit der Firma Turkish Commercial Vehicles (TCV) der Einstieg in eine eigene Busproduktion.
Die Rohkarossen werden in der türkischen Hauptstadt gefertigt und in Salzgitter zum vollständigen Elektrobus ausgebaut. Da mehr als 50 Prozent der Wertschöpfung in Salzgitter erfolgt, bekommen die Elektro-Busse eine deutsche Fahrzeug-Identifikationsnummer. Neben dem Einbau von Achsen von ZF, Antriebstechnik und Interieur, liegt die Besonderheit auf dem Energiespeicher. Die in Salzgitter entwickelte und in China hergestellte Lithium-Eisenphosphat-Batterie treibt drei verschieden lange Sileo-Busmodelle an: Den 10,7 Meter langen S10, den 12 Meter langen S12 und den Gelenkbus S18 mit 18 Metern Länge. In diesem Jahr soll zudem der 24 Meter lange Doppelgelenk-Bus S24 auf den Markt kommen.
Durch die Batterieverbauung in Manufaktur auf dem Dach wird den Fahrgästen mehr Raum geboten. Vor allem im Heckbereich entsteht dadurch erheblich mehr Platz als in einem Dieselbus mit Motorblock. Mit einer aktuellen, modellabhängigen Reichweite von mehr als 250 Kilometern schaffen die Fahrzeuge die täglichen ÖPNV-Umläufe ohne Mühe. Über Nacht werden die Batterien der Busse über das intelligente Managementsystem „Single-Cell-Loading“ wieder aufgeladen. Ausgestattet mit einer über das Fahr- und Bremspedal stufenweise steuerbaren Energierückgewinnung rollen die Sileo-Elektrobusse in ihren Einsatzorten mit Rekuperation über die Routen. Dazu zählen derzeit Aachen, Bonn, Braunschweig, Salzgitter, Bad Langensalza und die Insel Sylt.
Bisher wurden 20 Elektrobusse für den deutschen Markt gebaut. Im Vergleich zu Dieselbussen stehen den höheren Anschaffungskosten niedrigere Betriebskosten gegenüber. Für 2017 rechnet Sileo mit weiteren 80 Fahrzeugen. „Unser geplantes Umsatzwachstum soll mit einer Vertiefung der Produktion einhergehen. Wir haben die Vision, eine eigene Zellfertigung aufzubauen“, sagt Vertriebsleiter Sven Bohnstedt.
Die Nachfrage nach Elektromobilität wächst besonders in den städtischen Gebieten stetig. Momentan sind Brennstoffzellen noch zu teuer und fossile Kraftstoffe bleiben die erste Wahl. Axel Gierga, Geschäftsführer der Kraftverkehrsgesellschaft (KVG) Braunschweig, geht aber fest davon aus, dass „die Elektromobilität spätestens in zehn Jahren das bestimmende Thema sein wird, das wir beherrschen müssen.“ (ampnet/oa)
Mehr zum Thema: Sileo , Bozankaya , KVG , Elektrobus
Teile diesen Artikel: