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Kommentar: Wenn Lieferanten zu Konkurrenten werden

"Wir als Konzern mögen es nicht, wenn aus unseren Zulieferern unsere Konkurrenten werden", sagte VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch dem „Spiegel“ am Rande einer Veranstaltung vor Beginn der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt. "Das gilt wohl für die anderen Autohersteller genauso". VW-Chef Martin Winterkorn hatte schon vorher darauf hingewiesen, dass den Wolfsburgern – und wohl denen nicht allein – der Ablauf rund um Opel und Magna samt der russischer Sberbank nicht gefiel.

Hintergründe für diese und viele andere Anti-New-Opel-Meinungen gibt es im Wesentlichen zwei: das Prinzip und der Überschuss in der Autoproduktion. Zunächst das Prinzip. Ein Zulieferer hat es sowieso schon schwer, seinem Kunden glaubhaft darzustellen, dass dessen Wissen beim Zulieferer davor geschützt ist, zum Wettbewerber zu wandern. Wenn eine Technologie wie das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) entsteht, dann geschieht das in aller Regel im Zusammenspiel zwischen einem Autohersteller und einem Zulieferer als Entwicklungspartner. Die beiden vereinbaren Geheimhaltung. Doch gute Technologoien wollen alle haben. In der Regel wird für eine neue Technologie eine Frist vereinbart, nach deren Ablauf der Zulieferer die Technologie auch für andere Hersteller anbieten kann,

Man kann sich leicht vorstellen, dass die Beteiligung einer russischen Staatsbank und die Begeisterung des russischen Präsidenten Vladimir Putin über den Opel-Deal bei vielen Herstellern nicht gerade als vertrauensbildende Maßnahme verstanden worden ist. Offenbar hat auch die Ankündigung von Magna, das Opel- und das Zuliefergeschäft auseinander zu halten, wenig an dieser Lage verändert. Die Sorge ist groß, dass über diesen Weg HighTech in Billiglohnländer abwandert und dann nicht nur dort gut verkauft wird, sondern hierzulande den Entwicklungspartner Geschäft verhagelt.

Auch die Abwrackprämie hat an der generellen Situation nichts ändern können: Die Automobilindustrie ist weltweit zu groß; sie leidet unter Überkapazitäten von rund 20 Prozent. Da mag so mancher mit dem Wegfall von Opel geliebäugelt haben. Das sind zwar nur 1,2 Millionen Autos pro Jahr, aber immerhin. Opels Gesamtbetriebsratsvorsitzender Klaus Franz wetterte denn auch bei einer Veranstaltung vor der IAA in Frankfurt – ein paar Stunden vor Ferdinand Piech – ,alle, die Gegen den Deal mit Magna argumentierten hätten ausschließlich die Absicht, Opel aus dem Markt zu nehmen, um Überkapazitäten abzubauen. (ampnet)

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Peter Schwerdtmann

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