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Kommentar: Amerikanischer Alptraum

Eine öffentliche Fehde mit den Behörden ist so ziemlich das letzte, was Volkswagen auf dem US-Markt derzeit benötigt. Die Marke kämpft seit Jahren darum, aus der Nische zu kommen; die Investitionen in ein US-Werk und in marktspezifische Produkte belegen, wie ernst es die Wolfsburger meinen. Konzernchef Martin Winterkorn gilt als USA-Fan.

Nun ist der sprichwörtliche GAU eingetreten: Die mächtige Umweltbehörde EPA will Beweise dafür haben, dass VW bei der Zertifizierung verschiedener Diesel-Modelle unsauber gespielt habe. Die Software sei ertüchtigt worden, Testzyklen zu erkennen; unter normalen Fahrbedingungen lägen die Emissionen höher.

Schon übt sich VW in tiefer Demut: „Ich persönlich bedauere zutiefst, dass wir das Vertrauen unserer Kunden und der Öffentlichkeit enttäuscht haben“, ließ Konzernchef Martin Winterkorn am Sonntag verlauten. Dabei dürften unschöne Erinnerungen mitschwingen: In den 80er-Jahren war in den USA behauptet worden, dass sich die C3-Baureihe von Audi auf mysteriöse Weise und ohne Zutun des Fahrers von alleine in Bewegung setze. Audi kämpfte um seine Ehre und für den gesunden Menschenverstand; am Ende der jahrelangen Kampagne behielten die Ingolstädter recht, doch der Marktanteil war auf ein Bruchteil zusammengeschrumpft.

Noch sind längst nicht alle Fakten auf dem Tisch. Klar ist, dass VW bereits seit über einem Jahr mit der kalifornischen Umweltbehörde über Probleme bei der Zertifizierung in Diskussion stand. Die technischen Details und die rechtlichen Implikationen sind keineswegs eindeutig, zumal VW nicht der erste Hersteller ist, dem vorgeworfen wird, seine Antriebe auf spezifische Testkonfigurationen hin zu optimieren.

Sollten sich die Vorwürfe allerdings im Kern bewahrheiten, wird der Konzern erklären müssen, wieso ein derartiges PR- und Marketing-Desaster in Kauf genommen wurde. Denn unter der Affäre leidet nicht nur VW, sondern jeder Hersteller, der in den vergangenen Jahren – aus guten Gründen – auf den Dieselantrieb gesetzt hat. Die Gegner des Selbstzünders malen bereits das Schreckbild der Umwelt zerstörenden Dreckschleuder an die Wand; die Umweltbehörde spricht gravitätisch von einer „Gefährdung der öffentlichen Gesundheit“.

Eines ist aber bereits jetzt klar: Die US-Offensive von Volkswagen könnte unter keinem ungünstigeren Stern stehen. (ampnet/jm)

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Volkswagen 2.0 TDI.

Volkswagen 2.0 TDI.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Volkswagen

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