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Glosse: Wie ITT „ESP“ zu einer Standard-DBA machen wollte

Elektronisches Stabilitäts-Programm – Techniker-Wortungetüme haben noch selten dazu beigetragen, die Ausbreitung einer Technologie zu beschleunigen. Seit ABS wusste man, dass man mit den sogenannten DBA (Dreibuchstabige Abkürzung) weiterkommen konnte. Deswegen stürzten sich alle auf das Kürzel ESP. Doch gerade die Erinnerung an die DBA des Anti-Blockiersystems ABS hatte gelehrt, dass auch Verwirrungen durch zusätzliche DBAs für nur ein System einer Ausbreitung im Wege stehen konnte. Deswegen machte sich damals ITT Automotive in Frankfurt – der zweite ESP-Produzent nach Bosch – sofort daran, für nur einen Namen bei allen Herstellern zu kämpfen.

Den ersten Schritt schafften die Frankfurter mit einem Brief an „Mr. Mercedes“ Jürgen Hubbert, von 1998 bis 2005 als Vorstand der Daimler-Benz AG für das Pkw-Geschäft zuständig. Darin bat der ITT Automotive-Chef seinen Kunden, doch anderen Herstellern die Verwendung der Bezeichnung ESP zu gestatten, wenn das System des Wettbewerbers bestimmte Kriterien erfüllte. Dazu gehörten unter anderem der Aufbau als Vier-Kanal-System und der Einsatz eines Gierratensensors. Hubbert stimmte zu, und Mercedes erlaubte auf Anfrage die Nutzung des Namens.

Doch der Damm hielt nicht lange. In München konnte sich niemand vorstellen, ein Wort Schwäbisch zu sprechen, nicht einmal als DBA. So wurde die DBA DSC geboren – Dynamische Stabilitäts-Kontrolle gleich in englischer Schreibweise mit C statt K. Auf diese Sprechweise stieg später auch Continental ein, die 1998 ITT Automotive kaufte.

Der Patentabteilung in Stuttgart hat die Hubbert-Zusage gar nicht gefallen. Das ist vielleicht der Grund, weswegen die Kollegen in den Kommunikationsabteilungen heute neben jeder Erwähnung des Begriffs ESP auch gleich das Zeichen R im Kreis für ein registriertes Markenzeichen setzen.

Auch bei ITT Automotive fand die Aktivität zugunsten der ESP-DBA nicht nur Freunde. So warfen die Kollegen den Frankfurter vor, ESP sei in den USA eine gängige Abkürzung für extra sensority perception, für außersinnliche Wahrnehmung. Den Frankfurtern gefiel die Parallele. Besser als mit außersinnlich konnte man doch die Wirkweise von ESP gar nicht beschreiben. (ampbet/Sm)

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Peter Schwerdtmann

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