Die Investitionen für Forschung und Entwicklung (FuE) von Unternehmen innerhalb der Europäischen Gemeinschaft gingen im vergangenen Jahr um 2,6 Prozent nach oben (2012 waren es noch 6,8 Prozent gewesen), was weltweit gesehen keinen Grund zum Jubeln darstellt, wo dieses Wachstum im Schnitt um 4,9 Prozent kletterte. Auch im Vergleich zu den wichtigsten Konkurrenten gerieten die Europäer ins Hintertreffen: Amerikanische Unternehmen legten um fünf Prozent zu, japanische steckten 2013 in Forschung und Entwicklung sogar 5,5 Prozent mehr. Die Daten zeigen, dass sich in der EU ansässige Konzerne diesen Bereich 162,4 Milliarden Euro kosten ließen, während Firmen mit Sitz in den USA 193,7 Milliarden Euro und die 387 japanischen Unternehmen 85,6 Milliarden Euro aufwendeten. Das geht aus dem gestern veröffentlichten EU-Anzeiger für Forschungsinvestitionen der Industrie hervor.
Noch erschreckender für die „Alte Welt“: Umgerechnet pro Kopf der Bevölkerung investierten amerikanische Unternehmen 1357 Euro in die Zukunft, japanische 672 Euro und europäische nur 321 Euro. „Dabei haben wir doch ausgezeichnete Wissenschaftler in Europa“, klagte EU-Kulturkommissar Tibor Navracsics, „und mit ihnen Gelegenheiten zur wissenschaftlichen Zusammenarbeit. Europa wäre daher der perfekte Boden für Investitionen in Forschung und Entwicklung. Aber es bleibt noch viel, viel zu tun, wenn wir weltweit nicht den Anschluss verlieren wollen.“
Der EU-Anzeiger für FuE-Investitionen der Industrie 2014 analysiert die 2500 weltweit größten Unternehmen, auf die rund 90 Prozent der gesamten FuE-Aufwendung der Konzerne entfallen. Zum Gesamtergebnis tragen maßgeblich Unternehmen aus drei Ländern bei: Auf Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich entfallen mehr als zwei Drittel des Gesamtergebnisses. In Deutschland und im Vereinigten Königreich stiegen die Investitionen der Industrie (mit 5,9 Prozent bzw. 5,2 Prozent) weiter überdurchschnittlich, während bei den französischen Firmen ein Rückgang der FuE-Investitionen (- 3,4 Prozent) zu verzeichnen war.
Umso erfreulicher, dass unter den europäischen Unternehmen drei deutsche auf dem Siegerpodest für die ersten drei standen: Volkswagen kam mit 11,7 Milliarden Euro auf Platz eins, Daimler mit 5,4 Milliarden Euro auf Platz zwei und BMW mit 4,8 Milliarden Euro auf Platz drei. Auch weltweit gesehen lag VW auf Platz eins, gefolgt von Samsung aus Südkorea und Microsoft aus den USA. Erstmals belegte Daimler einen Platz unter den ersten zehn, geriet aber gegenüber Google (Platz neun) ins Hintertreffen.
Forschungskommissar Carlos Moedas wertete es als gute Nachricht, dass Unternehmen trotz des rauen Wirtschaftsklimas in der EU überhaupt noch weiterhin in Forschung und Entwicklung (FuE) investierten. Allerdings müsse mehr getan werden, um mit den Konkurrenten Schritt halten zu können. Anreize für private FuE-Investitionen würden immer mehr Bedeutung gewinnen. „Der von der Kommission und der Europäischen Investitionsbank vorgelegte Plan für Investitionen in Höhe von 315 Mrd. Euro wird dazu beitragen, verstärkt private Investitionen für riskantere Projekte zum Vorteil der FuE in ganz Europa zu mobilisieren“, hofft Moedas. (ampnet/hrr)
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