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Glosse: Rallye-Romantik im vereinten Königreich

Verwegen bei Wind und Wetter an der Piste verharren, um ihre Stars in den World Rallye Cars zu sehen – die Fan-Kultur im Rallye-Sport ist seit Jahrzehnten etwas Besonders, in Wales sogar noch mehr als anderswo. Zu Tausenden pilgern sie über schlickige Wiesen und Matschwege an die Strecke. Ihr stets sonniges Gemüt steht dabei im totalen Gegensatz zur klammen Witterung in Nord-Wales. Dem allgemeinen Mitteleuropäer scheint diese widersprüchliche, britische Eigenart fremd.

Führt man sich aber den legendären schwarzen Humor, die offenkundige Unbeschwertheit und den typischen fairen Sportsgeist der 62 Millionen Menschen auf „der Insel“ des Vereinigten Königreiches vor Augen, lässt sich doch eine gewisse Logik oder zumindest stoische Konsequenz aus diesem Verhalten ableiten. Daran können auch das dauernd „wankelmütige“ Wetter und die fünf Grad Celsius nichts ändern. Rennsport hat in Groß Britannien seit einer Ewigkeit seinen ganz eigenen Stellenwert. Jede Familie ist in irgendeiner Form mit dem Motor-Sport verbunden, ob Formel-1, Tourenwagen-Rennen oder Rallye.

Der WRC-Servicepark in Wales liegt abseits der Zivilisation in einem Industriegebiet– jedoch ohne Schafe, die es in diesem Land im Überfluss gibt. Die Fans kommen in Scharen. Fachkundig wie nirgendwo sonst zeichnen sich die Waliser durch einen unorthodoxen aber liebenswerten Individualismus aus: Ihre Helden sind meist Lokalmatadore und Underdogs, weniger die WM-Führenden. Es herrscht der Hang zur Dramatik. Egal ob die Weltmeisterschaft bereits entschieden ist. Es ist überall spürbar: in Wales ist man stolz darauf, jährlich das Saisonfinale im Land zu haben.

Unvergessen ist das dramatische WM-Finish 1998, als die heutigen Volkswagen-Repräsentanten Carlos Sainz und Luis Moya 400 Meter vor dem Ziel ihren sicheren WM-Titel durch einen technischen Defekt doch noch verloren und der bis dato Zweitplatzierte Tommi Mäkinen – längst beim Bier in der Kneipe sitzend – von seinem Weltmeistertitel erfuhr.

Solche Kult-Anekdoten werden nur in Wales geschrieben und mit ehrfürchtigem Stolz bewahrt. Das lieben sie in ihrem verregneten Land mit unzähligen grünen Wiesen und einer zweiten Amtssprache keltischen Ursprungs die keiner versteht – außer vielleicht die Millionen walisischen Schafe, die bei Wind und Wetter ebenso an und manchmal auch auf den Rallye-Pisten stehen. (ampnet/tw)


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WRC-Lauf in Wales.

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Foto: Auto-Medienportal.Net/Volkswagen

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