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Glosse: Vom Aufleben des falschen "S"

Mein Volontärvater – Gott habe ihn selig – hätte mir die Ohren abgerissen. Ich höre ihn noch heute dozieren: Es heißt Martinhorn und nicht Martinshorn. Das Horn wurde von Herrn Martin entwickelt, es gehört ihm aber nicht. Man sagt ja auch nicht Boschshammer. So war das, als man in den Medien die eigene Rolle noch als die des Bewahrers der deutschen Sprache sah.

Da war ein Frankfurter Konjunktiv in einem Text noch ein Grund für einen Rüffel, verbunden mit der Aufforderung, an die Schreibmaschine zurückzukehren. Heute ist das Wenn-würde ohne Konjunktiv die Norm. Und auch bei den besitzanzeigenden „s“ haben Stil und Sinn die Formulierungen verlassen. Uns wurde das Wort Vergleichsportal präsentiert, und alle folgen. Das ist ein Vergleichportal.

Wenn mein Volontärsvater namens Wolfgang Risse noch leben würde, dann würde er über Vergleichsportale berichten müssen, bis er mit der Sirene des Martinshorn ins Krankenhaus gefahren würde. Er hat das „s“ an der falschen Stelle nicht verhindern können und musste das Ableben des Konjunktiv erleben. (ampnet/Sm)

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Peter Schwerdtmann

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