Er ist nie Formel-1-Weltmeister geworden und dennoch einer der herausragendsten Rennfahrer der Welt. Das gilt nicht nur für den sportlichen Erfolg, sondern auch für seine Persönlichkeit. Einfach nur „Jackie Ickx“ nennt sich dann auch die bildreiche Biografie von Pierre Van Vliet über den berühmten Belgier. Jeder sonst übliche Zusatz wäre in diesem Fall zuviel.
Jackie Ickx ist ebenso berühmt wie bescheiden. Er weiß es bis heute aufrichtig zu schätzen, dass er den damaligen Rennzirkus nicht mit wie viele seiner Kollegen dem Leben bezahlt hat. Sinnbildhaft dafür steht das Foto seines verbrannten Helms nach dem Unfall 1970 in Jarama, das auch die Rückseite des Covers ziert.
Die autorisierte Biografie zeichnet in 24 zweiseitigen Kapiteln und noch mehr Fotos (auch aus Privatbesitz) die außergewöhnliche Karriere von Jackie Ickx nach. Der Belgier, der mehrfach selbst zu Wort kommt, ist auf vielfache Weise auch mit Deutschland verbunden. Seine ersten Motorsporterfahrungen und -erfolge sammelte er auf einer 50er-Zündapp und in einem BMW 700, seine spektakulären Aufholjagden auf dem Nürburgring trugen ihm den Beinamen „Ring-Meister“ ein, mit Porsche verbinden ihn viele Triumphe, und heute ist Jacky Ickx Botschafter des VW-Konzerns.
Jackie Ickx bestach und beeindruckt bis heute vor allem durch seine Vielfalt. Er fühlte sich auf den Grand-Prix-Strecken ebenso zuhause wie in Le Mans („Monsieur Le Mans“) oder bei der Rallye Dakar. Den Weg in die Königsklasse des Motorsports bahnte sich der sympathische Belgier, als er 1967 mit einem Matra 72 der Formel 2 förmlich über den Nürburgring flog und einen Großteil der deutlich stärkeren Formel-1-Boliden, die damals noch zeitgleich an den Start gingen, hinter sich ließ, Der ganz große Erfolg in der Formel 1 – er wurde zweimal Vize-Meister – blieb dem Sohn eines Motorsportjournalisten letztendlich versagt. Seinen Ruhm schmälert das nicht, denn so spektakulär wie bei keinem anderen waren viele einzelne Rennen in seiner Laufbahn gewesen. Seine Klasse bewies der mehrfache Le-Mans-Champion, als er 1983 bei seiner dritten Rallye Dakar den Sieg einfuhr. Es folgten in den Jahren danach noch zwei zweite Plätze.
Jackie Ickx war nicht nur ein großartiger Rennfahrer, sondern ist auch ein großartiger Mensch. Als er 1968 seinen ersten Grand Prix gewann, legte er das Siegerbukett an der Stelle ab, an der zuvor ein tödlicher Unfall das Rennen überschattet hatte. Ein Jahr später protestierte er auf seine Weise gegen den seiner Meinung nach legendären, aber gefährlichen Le-Mans-Start, bei dem die Fahrer von der gegenüberliegenden Seite über die Piste zu ihren Autos rannten. Und 1970, so gesteht er in dem Buch, war er letztendlich froh, dass er ein Rennen in den USA nur als Vierter beendete und damit Jochen Rindt den posthumen WM-Titel nicht mehr streitig machen konnte. Er habe nicht gegen einen Toten gewinnen wollen, selbst wenn dies seine letzte Chance auf eine Formel-1-Meisterschaft gewesen wäre, sagt Ickx. Und immer wieder betont der berühmte Rennfahrer, dass nicht nur er für seine Erfolge verantwortlich gewesen sei. Nur sein Talent allein hätte für all die Triumphe nicht gereicht ohne Förderer, zufällige Begegnungen und glückliche Fügungen, gute Autos und noch bessere Mechaniker sowie herausragende Teamkollegen bei den Langstreckenrennen.
Chapeau, Monsieur!
„Jacky Ickx“ von Pierre Van Vliet ist im Delius-Klasing-Verlag erschienen, hat 240 Seiten mit 61 Farb- und 91 Schwarz-Weiß-Fotos und kostet 39,90 Euro. (ampnet/jri)
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