Pressepräsentation BMW 6er Gran Coupé: Schönheitswettbewerb
Viertüriges Coupé? Die Zeiten liegen noch gar nicht so lange zurück, da hätten sich beide Worte gegenseitig ausgeschlossen. Heute stellen die ursprünglich nur zweitürigen Autos mit vier Türen eine neue Nische im Automobilangebot für alle dar, die im Auto Raum wollen oder brauchen, aber die Coupé-Form lieben. Für die hat jetzt auch BMW etwas zu bieten: das BMW 6er Gran Coupé als 640i und als 640d in Deutschland ab 2. Juni. Noch im Sommer wird ein 650i folgen.
Begonnen hat es mit dem Mercedes-Benz CLS, ein Auto, das als Schönheit bewundert und als Beau belächelt wurde. Es folgten der Volkswagen CC, der Audi A7 und letztlich auch der Porsche Panamera, den Porsche zwar als Limousine sieht, den man aber auch als Verlängerung des 911er Coupés interpretieren kann. In dieser Runde gilt der CLS immer noch als Schönster. Doch nun betritt mit dem BMW 6er Gran Coupé ein Wettbewerber den Laufsteg, der im Schönheitswettbewerb den Sieg erringen kann.
Die typischen BMW-Proportionen mit langer Motorhaube, kurzen Überhängen, langem Radstand, nach hinten versetzter Kabine und kurzem Heck haben die Designer beim 6er mit besonders sanft gerundeten Kurven gezeichnet. Bei aller Harmonie wollen die nicht verbergen, dass Kraft und Sportlichkeit unter dem eleganten Kleid stecken. Wegen seiner geringen Höhe von 1,39 Metern und der langen Fensterfront wirkt der Viertürer länger als die 5,01 Meter Länge erwarten lassen. Auch das Maß von 1,89 Metern für die Breite zeigt nur unvollkommen, wie breit und satt der 6er auf der Straße steht. Das Design des Gran Coupé spricht deutlich von Eleganz und Luxus, Kraft und Sportlichkeit.
Alle diese Begriffe finden sich natürlich auch, wenn man den Innenraum beschreiben will, ergänzt um den Begriff Extravaganz. Die sprang uns sozusagen in die Augen, als wir den 6er das erste Mal bestiegen. Wir fanden uns in einer Umwelt aus zimtbraunem und weißem Leder samt weißen Keramik-Zierelementen wieder. Die Überraschung ist den BMW-Designern gelungen; denn auch der in Schwarz verliebte Sportwagen-Fetischist wendet sich nicht mit Grausen ab, sondern findet mit der Zeit den Reiz der Farbkombination. Weiß war bisher immer der Schrecken der Sitzhersteller, besonders in Verbindung mit Jeans. Doch die Leder sind unempfindlicher geworden, und Jeans sind vermutlich nicht die Standard-Hose bei 6er-Fahrern, eher die Golf-Hose.
Schwung und Eleganz beherrschen auch den Innenraum. So schwingt sich eine deutliche Kante – wie beim 6er Coupé und Cabriolet – von der Armaturentafel über die Mittelkonsole bis auf den Tunnel. Sie trennt Arbeits- und Lebensbereich von Fahrer und Beifahrer. Gleichberechtigt sind beide bei den vielfach verstellbaren, komfortablen Sportsitzen, aus denen sie auf Luxus und Technik schauen. Der Fahrer gebietet über das komplette Paket an Komfort-, Sicherheits-, und Kommunikationstechnologien, das BMW bieten kann, vieles davon als Bestandteil der Serienausstattung.
Die beiden Personen auf der Rücksitzbank können es sich ebenfalls gutgehen lassen. Sie finden viel Knieraum vor, stoßen nicht ans Dach oder an das Heckfenster. Der Kopf hat zur Außenseite hin allerdings wenig Spielraum, was der im hinteren Bereich stärker geneigten Seitenwand geschuldet ist. Für die Füße wünschte man sich mehr Freiheit unter den Vordersitzen. Im Kofferraum mit 460 Litern bleibt Platz. Wenn der nicht reicht, lässt er sich durch Umklappen der Rückenlehnen auf 1265 Liter erweitern. Die Zuladung von 570 Kilogramm spricht nicht dagegen, die Flexibilität dieses 6er voll zu nutzen, die kurze Kofferraumklappe und die hohe Ladekante allerdings schon.
Wir fuhren bei den ersten Ausritten auf den kurvenreichen Strecken Siziliens den 640i und den 640d. Beide sind fast gleich stark. Der Sechszylinder-Benziner leistet 235 kW / 320 PS und bietet ein maximales Drehmoment von 450 Newtonmetern (Nm), der Sechszylinder-Diesel bringt es auf 230 kW / 313 PS und 630 Nm. Der Benziner braucht auf 100 km im Schnitt (nach EU-Norm) 7,7 Liter, was einer Kohlendioxidemission von 181 Gramm pro Kilometer entspricht, der Diesel braucht 5,5 Liter (146 g/km CO2). Beide beschleunigen in 5,4 Sekunden von null auf 100 km/h und erreichen die Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h.
Wir verguckten uns in das Paket aus serienmäßiger Acht-Gang-Sportautomatik und Dieselmotor. Nichts gegen den BMW-typisch seidenweich laufenden Benziner. Aber dieser Diesel gefiel uns besser. Gerade beim Kurven in den Bergen bietet sein Drehmoment Vorteile. Er spricht spontan an, dreht mühelos und linear hoch und hält sich bei den Geräuschen so weit zurück, dass man als Fahrer am Klang kaum unterscheiden kann, ob man Diesel oder Benziner fährt.
Auf den teilweise angefressenen und trockenen, aber manchmal tückisch glatten Straßen konnte das Fahrwerk zeigen, was es mit den Einstellungen des Fahrerlebnisschalters so alles kann. Das Spektrum der Abstimmungen, die man damit auswählen kann, sagt Einiges über die Zielgruppen und die Zielmärkte aus. Bei der Stellung „Comfort“ schwebt das Gran Coupé fast BMW-untypisch, geht man ans sportliche Ende, wird es auch nicht allzu hart.
Das könnte sich ändern, wenn im Sommer der 650i mit dem 4,4-Liter-Achtzylinder von 330 kW / 450 PS, 650 Nm und Allradantrieb kommt. Dann wird es sicherlich sportlicher zugehen; denn das 650i Gran Coupé sehen die Münchner nicht nur im Schönheitswettbewerb mit dem Porsche Panamera. Dann zählen auch die inneren Werte. Schönheit allein ist nicht alles. (ampnet/Sm)
Daten BMW 640d Gran Coupé
Länge x Breite x Höhe (m): 5,01 x 1,89 x 1,39
Motor: Reihen-Sechszylinder, 2993 ccm, Twin-Power-Turbo, Direkteinspritzung
Leistung: 230 kW / 313 PS bei 4400 U/min
Max. Drehmoment: 630 Nm bei 1500 - 2500 U/min
Verbrauch (nach EU-Norm): 5,5 Liter
CO2-Emissionen: 148 g/km (Euro 5)
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 5,4 Sek.
Leergewicht/Zuladung: 1790 kg / 570 kg
Kofferraumvolumen: 460 - 1265 Liter
Luftwiderstandsbeiwert: 0,29
Räder / Reifen: 8,0 J x 17 / 225/55 R17 (SA 2K1)
Wendekreis: 11,95 m
Basispreis: 83 000 Euro
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