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Glosse Genf 2012: Profis, Profiteure, Pampersliga

Die Pressetage beim Automobilsalon in Genf unterscheiden sich von einem normalen Publikumstag offenbar nur noch durch den Dress-Code. Voller als am ersten Pressetag in der Palexpo wird es auch an einem Besuchertag kaum sein. Die Fotografen und Kameraleute leiden – unter den Kollegen und solchen, die es sein wollen. Beide Gruppen stehen vor den Autos und verhindern das Bild, das Aussteller so gern in die Welt verbreitet sehen wollen.

Jetzt ist Mittagszeit. Es wird nicht mehr lange dauern, bis hier auch der Schulschluss spürbar wird und – als Krönung des Ganzen – die ersten Kinderwagen mit der "Journalisten"-Pampersliga über die Messe rollen.

Einzelne Hersteller haben ihre Schlüsse daraus gezogen, zum Beispiel Toyota. Dort muss man den heimatlichen Presseausweis zücken, wenn man für ein Gespräch mit den Kollegen der Presseabteilung eingelassen werden will. Das verschafft dem Gespräch zwar die notwendige Ruhe und erspart dem Catering-Service auf dem Stand den Kampf mit der Überfüllung. Aber das gewünschte Bild bekommt Toyota so auch nicht; denn vor der Tür schieben sich die Massen. Alles Kollegen?

Andere Unternehmen sperren schlicht die Bereiche, in denen man früher seine Gespräche führen konnte, wegen Überfüllung. Nun kann man natürlich der Meinung sein: Je größer der gastronomische Bereich auf einem Stand, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Fotografen und Kameraleute zu ihren Bildern kommen. Ein Blick in die Palexpo-Hallen lehrt aber, dass diese Option schon nicht mehr wirkt.

Das Toyota-Beispiel zeigt, dass der klassische Presseausweis zumindest nicht immer am Mann oder an der Frau ist. Wer trägt den schon mit sich herum, wenn er die gut sichtbare Messe-.Akkreditierung als Mitglied der Presse um den Hals trägt. Allerdings muss man erkennen, dass der Messe-Presseausweis seine Wirkung verfehlt, wenn er zu leicht erlangt werden kann oder nicht mehr ernstgenommen wird.

Doch jede Messegesellschaft ist stolz auf die hohe Zahl der akkreditierten Journalisten. Ihnen kommt entgegen, dass die neuen Medien immer mehr neue Medien generieren. Deswegen wird man nicht erwarten können, dass sich grundsätzlich etwas ändert.

Zur Erinnerung für die Einen und zum Neidischmachen der Anderen: Der Genfer Salon war früher eine überschaubare Veranstaltung, in der Journalisten so wie immer zu den gewünschten Gesprächspartnern durchdringen konnten. Es gab sogar Zeit für Hintergrundgespräche, auch mit Vorständen, die nicht – wie heute – in ihren Messebüros darauf warteten, langfristig vereinbarte Interview-Termine abzuarbeiten.

Das kommt nicht zurück. Dennoch: Alle Seiten haben doch dasselbe Interesse an einer sauberen und gründlichen Berichterstattung. Darüber sollten alle Seiten schnell nachdenken, wenn Messen als Anlass der Berichterstattung nicht an Reiz verlieren sollen. Die Fotografen wären ja schon sehr erleichtert, wenn die Industriespione mit ihren Kameras, die jede Schraube fotografieren und immer etwas zu notieren haben, keine Chance mehr bekämen. (ampnet/Sm)

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Messetrubel auf dem Genfer Autosalon.

Messetrubel auf dem Genfer Autosalon.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Manfred Zimmermann

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Messetrubel auf dem Genfer Autosalon.

Messetrubel auf dem Genfer Autosalon.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Manfred Zimmermann

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Genfer Autosalon.

Genfer Autosalon.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Manfred Zimmermann

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