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Kommentar: Ein Anfall von E-Empörung

Es schmerzt jedes Mal, wenn ein Traum platzt. Politiker und Umweltaktivisten haben das jetzt wieder erlebt. Seit ein paar Jahren reden sie sich ein, das Elektroauto könne die Welt ganz schnell retten. Offenbar hat es vielen gereicht, nur zu träumen. Jetzt hat die „taz“ offenbar viele von denen aus ihren Träumen gerissen. Anders ist die aktuelle Aufregung um eine Studie des Freiburger Ökoinstituts kaum zu begreifen.

Der „taz“-Veröffentlichung folgte ein erschreckter Aufschrei. Das Elektroauto löst unsere Probleme doch nicht schon morgen? Und es löst sie gar nicht gründlich? Alles leere Versprechungen?

Die beiden Fragen müsste sich heute niemand stellen, wenn er sich um die Fakten gekümmert hätte. Experten rechnen nicht mit dem Durchbruch des Elektroautos – in welcher Technik auch immer – in diesem Jahrzehnt. Eher rechnen sie mit zwei Jahrzehnten. Und das haben sie alle immer wieder kommuniziert. Das wollten nur offenbar nicht alle wahrhaben. Ob die Deutschen das Ziel von einer Million Elektroautos bis 2020 oder bis 2021 erreichen, ist für die Kohlendioxidemission aus Autos völlig unerheblich. Eine Million sind nur zwei Prozent des Bestands.

Elektroautos bringen nur etwas für die Umwelt, wenn ihre Fahrenergie nicht aus fossilen Brennstoffen stammt. Beim europäischen Kraftwerksmix brächte ein kompletter Ersatz aller Benziner und Diesel durch Elektroautos nicht mehr als 20 Prozent Verbesserung bei der Kohlendioxidemission von Kraftfahrzeugen. Auch das konnte jeder hören, der es hören wollte.

Nun wird niemand dem Ökoinstitut unterstellen wollen, es hätte die Situation falsch dargestellt. Die Studie kommt offenbar zu demselben Schluss wie alle anderen Experten auch. Die Freiburger dürften sich missverstanden gefühlt haben. Sie sind zu gut im Thema, um als Zeugen für leere Versprechen missbraucht werden zu können.

Wem nützt nun dieser Anfall von Empörung? Den Politikern und Medien vielleicht, zu deren Kernkompetenz nicht das Sachwissen über Auto und Technologie gehört. Und einigen Aktivisten, die sich darauf verlassen können, dass ihre Zuhörer an Meinungen und nicht an Fakten interessiert sind. Dem Elektroauto hat dieser Ausrutscher jedenfalls nicht gedient.

Kleiner Schmunzler am Rande: Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des Verkehrsclub Deutschland (VCD), sah sich im Interview mit dem „Deutschlandfunk“ auf einmal in die Rolle gedrängt, dem Benzin- und dem Dieselmotor noch eine lange Zukunft vorauszusagen. Er hat Recht (siehe oben). Doch verband er seine Aussage mit der Forderung, die Industrie müsse langsam mal anfangen, sparsame Motoren zu entwickeln. Womit wir wieder beim Zusammenhang zwischen Sachwissen und Meinungen angelangt wären. (ampnet/Sm)

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Peter Schwerdtmann

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