Das Ende von Saab ist traurig, aber nicht überraschend. Sympathisanten der schwedischen Marke werden sich mit der Dolchstoßlegende trösten können, dass die ehemalige Konzernmutter den Autohersteller ins offene Messer rennen ließ. Es bleibt die Frage, warum General Motors nicht schon früher signalisiert hat, dass ein Verkauf an Chinesen wegen der US-Lizenzen von Saab nicht in Frage kam? Ein bitterer Beigeschmack wird auf alle Fälle bleiben, zumal GM bereits bei der Abwicklung von Hummer einen merkwürdigen Schlingerkurs fuhr.
Tatsache ist, Saab hat schon zu GM-Zeiten zu wenig Autos produziert, um alleine überlebensfähig zu sein. Organspenden von Opel waren wichtige Stützen für den Hersteller. Und der Nimbus, Fahrzeuge für Nonkonformisten zu bauen, ist als Ertragsquelle zu dürftig, denn die Klientel recht klein. Vor allem fehlte es Saab aber an einer breiteren Modellpalette. Den 9-3er und den alten 9-5er unterschied kaum etwas. Der Baugrößenabstand war viel zu gering. Das vor allem für Amerika konzipierte SUV 9-7X wurde in Europa gar nicht erst angeboten, und der Nachfolger 9-4X wurde immer wieder auf Messen gezeigt, aber bis auf ein paar Testwagen für die US-Presse kam die Produktion in Mexiko nicht mehr in Gang. Auch für den wunderschönen großen Kombi ist die Uhr vorzeitig abgelaufen.
So bleibt der neue 9-5 das letzte Modell aus Trollhättan und für viele tatsächlich eine ─ andernorts oft vergeblich bemühte ─ „Skulptur auf Rädern“. Er ist sicher der schönste und beste Saab, der je gebaut wurde. Wohl dem, der einen hat oder sich noch schnell einen sichern kann, denn nie war ein Saab so wertvoll wie jetzt und dürfte es in Zukunft wohl noch mehr werden. Notfalls tut es ja auch ein gebrauchter. So wie der Saab 9-3 eines Hamburgers, den ich gestern mit roten Überführungskennzeichen auf der Autobahn sah. Da war die Meldung vom Tod der Marke erst wenige Stunden alt. (ampnet/jri)
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