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Pressepräsentation Mercedes-Benz SLS AMG: Papa, haben!

Ich liebe ihn immer noch. Nichts hat sich an meinem Gefühl für ihn geändert seit dem Tag, an dem ich als Erstklässler mit Tornister auf dem Rücken zum ersten Mal auf einen Mercedes-Benz 300 SL traf und den Zeigefinger der rechten Hand respektlos über das Lüftungsgitter hinter dem Vorderrad rattern ließ. Sie haben ihn herübergeholt in unsere Zeit, mit mehr Power, mehr technischen Höchstleistungen. 1954 war mein kindlicher Reflex klar: Papa, haben! Mal sehen, wie es mir mit dem Neuen geht.

Viel später durfte ich einen dieser ersten SL fahren. Das war ein Erlebnis, immer noch geprägt vom Kindertraum. Bekanntlich vergoldet die Zeit jede Erinnerung. Jetzt stehe ich vor dem neuen Mercedes-Benz SLS, und meine Erwartungen sind gewaltig. Volker Mornhinweg, AMG-Chef, hat keine Zweifel, dass der Neue in der Lage ist, meine alte Liebe zu übertrumpfen: „Da müsst' ich jetzt lügen, wenn wir da nicht zufrieden wären“, urteilt er über den Sportwagen, der als komplette Neukonstruktion bei der Mercedes-Benz AMG in Afalterbach entstanden ist. Aber ihm als Verantwortlichen muss man wohl eine gewisse Voreingenommenheit unterstellen.

Es sind nicht nur die klassisch am Dach angeschlagenen Flügeltüren, mit denen sich der SLS zu seinem Urahn bekennt. Die komplette Linie erinnert an ihn. Die Motorhaube fällt allerdings noch länger aus, die Kabine dahinter duckt sich ebenso eng und scheinbar klein ans Auto und das Heck hat die Rundung des SL übernommen, fällt allerdings kürzer aus. Dafür hat er sich breite Schultern zugelegt. Dennoch lassen das Gesicht und besonders die berühmten seitlichen Lüftungsschlitze mehr als nur Familienähnlichkeit erkennen. Hier hat sich jemand an die riskante Aufgabe gewagt, eine Ikone wiederzubeleben.

Angesichts des Neuen zeigt sich, wie zeitlos der alte SL war. Das spricht für die Qualität seiner Designer, damals wie heute. Selten ist es gelungen, ein altes Design so überzeugend in die Neuzeit zu transponieren. Bei mir löst der SLS jedenfalls schon beim ersten Blickkontakt denselben Impuls aus wie damals: Haben!

Nun mögen die optischen Signale ja verwandt sein. Aber seit dem alten SL sind mehr als 50 Jahre vergangen, und die Automobiltechnik hat sich in diesem halben Jahrhundert sicherlich schneller entwickelt als in den Jahrzehnten davor. Der alte war kaum zu beklettern, bot eine drangvolle Enge, war nach heutigen Maßstäben gar nicht so schnell und mit seinen schmalen Diagonalreifen und seiner tückischen Hinterachse nicht einfach zu beherrschen und trotz riesiger Bremstrommeln kaum zum Stehen zu bringen.

Das Einsteigen ist immer noch nichts für die Zeitgenossen, die eine erhöhte Sitzposition lieben. Man hält sich am besten am oberen Rand der Windschutzscheibe fest, steigt über den nicht mehr ganz so breiten Holm und lässt sich hineingleiten in das Etui für die Beine und den hervorragend geformten, bequemen Sportsitz. Das passt so gut, dass man zunächst die Frage verdrängt, wie man sich später wohl wieder am geschicktesten wieder herausfädelt.

Sitzriesen müssen den Sitz ganz herunterfahren, um Raum für den Kopf zu erhalten, obwohl die Afalterbacher extra für mich und Meinesgleichen im Dach eine Ausbuchtung nach oben vorgesehen haben. Der erste SLS, in dem ich mich in Position brachte, hatte eine rote Lederausstattung, wie damals. Aber natürlich kann man das auch in Schwarz oder in Braun haben. Aber das Rot gehört eben zum SL wie die Nitribit – kennt die noch jemand? – zum 190 SL.

Die Windschutzscheibe steht erstaunlich steil, so wie damals. Auch sonst hat man das Gefühl, es habe sich so gar nicht viel geändert. Denn der Charakter des Innenraums bleibt bei allem Zierrat doch so sachlich, dass man es sogar als puristisch beschreiben könnte, wären da nicht das kleine Display zwischen den beiden Rundinstrumenten und die mächtige Mittelkonsole in Karbon-Optik mit dem Bildschirm für die Navi und die vielen, dem Fahrer zugewandten Bedienknöpfe und -regler. Hier kann man den Charakter seines SLS selbst bestimmen: ruhig und gelassen zur Rennstrecke und dort dann die „Sau rauslassen“ nach allen Regeln der Sportfahrerkunst.

Die „Sau“ sitzt unter der unendlich langen Motorhaube. Sie hat acht Zylinder, 6,2 Liter Hubraum, 420 kW / 571 PS Leistung bei 6800 Umdrehungen pro Minute (U/min) und ein maximales Drehmoment von 650 Newtonmetern (Nm) bei 4750 U/min. Das bringt den dank Leichtbau und Alu-Spaceframe leer nur 1620 kg schweren SLS in 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und schafft eine Höchstgeschwindigkeit von 317km/h, elektronisch begrenzt, der Reifen wegen.

Sein Verbrauch soll im Schnitt (nach EU-Norm) bei 13,2 Litern liegen; die C02-Emission bei 308 Gramm pro Kilometer. An dieser Stelle beeilt sich Volker Mornhinweg, darauf hinzuweisen, dass der SLS nur 0,023 Liter pro PS verbrauche, rund die Hälfte des Wertes bei normalen Serien-Personenwagen.

Das Schnapsglas voll Sprit pro PS reicht sicherlich nicht beim Galopp auf der Rennstrecke. Das wird auch niemand ernsthaft erwarten. Dort will man andere Eigenschaften erleben. Dank Leichtbau, tiefem Schwerpunkt und einer Achslastverteilung zugunsten der Hinterachse wegen der Transaxle-Bauweise mit dem AMG Sieben-Gang-Sportgetriebe vor der Hinterachse und der sehr präzisen und direkten Lenkung sowie seinen Charakter-Knöpfen erfüllt der SLS diese Erwartungen zu vollster Zufriedenheit. Er meistert auch hohe Geschwindigkeiten souverän, zieht aus Kurven mit sagenhafter Traktion heraus und denkt nicht einmal daran zu wanken. Dabei gibt es mächtig 'was auf die Ohren. Der Achtzylinder posaunt seine Kraft heraus, dass es dem Fahrer wie dem Zuschauer eine Freude ist.

Aber er kann auch anders. Der SLS rollt erstaunlich kommod, wenn man das von ihm erwartet. Selbst harte Querrillen in der Fahrbahn dringen eher ans Ohr als an den verlängerten Rücken. Auch der Motor hält sich zurück, solange man ihn nicht per Gaspedal dazu auffordert, die Konversation von Fahrer und Beifahrer zu übertönen, was ja manchmal ganz hilfreich sein kann.

Die beiden haben es besser als das Gepäck. Dafür bleiben nur knapp 180 Liter leicht zerklüfteter Kofferraum. Ablagen findet man nur im kleinen Handschuhfach, in den Türen und in der Mittelkonsole. Hinter den Sitzen bleibt nur noch Platz für die Tageszeitung und die Brieftasche. Aber Sportwagenfahrer sind diesen Zwang zur Konzentration auf das Wesentliche ja gewohnt. Man nimmt sowieso immer zu viel mit in den Urlaub, und für die Rennkombi und den Sturzhelm reicht es allemal.

Der Amerikaner bezeichnet Autos wie dieses als „toys für the boys“, womit er den Girls nicht zu nahe treten will, die ja auch so ihre Spielzeuge haben. Aber der SLS hat schon wegen seiner überlangen Motorhaube etwas männlich Erotisches. Das wird seinem Absatz nicht im Wege stehen. In Afalterbach rechnet man damit, schon kurz nach dem Verkaufsbeginn die Produktion 2010 verkauft zu haben. Doch auch die, die jetzt schon auf der Warteliste stehen, werden ihr „toy“ nicht unter dem Weihnachtsbaum vorfinden; denn die Auslieferung beginnt erst Ende März kommenden Jahres.

Und ich? Es wird wohl bei dem „Papa, haben!“-Reflex bleiben. Aber leider werden nicht alle Kinderträume wahr. Ein Einstiegspreis von 177 000 Euro setzt längere Überlegungen voraus. Wohl dem der's hat. Der kann sich die neue Stilikone von Mercedes-Benz in die Garage stellen – oder lieber ins Wohnzimmer, wo man ihn immer im Blick hat? (ampnet/Sm)

Daten Mercedes-Benz SLS AMG

Länge x Breite x Höhe (in m): 4,64 x 1,94 x 1,26
Motor: Acht-Zylinder-Sauger
Leistung: 42o kW / 571 PS bei 6800 U/min
Maximales Drehmoment: 650 Nm bei 4750 U/min
Durchschnittsverbrauch nach EU-Norm: 13,2 Liter
Kohlendioxidemission: 308 g/km
Höchstgeschwindigkeit: auf 317 km/h begrenzt
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 3,8 s
Leergewicht/Zuladung: 1630 kg/240 kg

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Mercedes-Benz SL 300 in Reihe beim  Oldtimer Grandprix auf dem Nürburgring 2009.

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Mercedes-Benz 300 SL beim Oldtimer Grandprix 2009 auf dem Nürburgring.

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Volker Mornhinweg.

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Mercedes-Benz SLS AMG: Der Heckspoiler fährt bei 120 km/h aus.

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