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Dekra nimmt junge Fahrer und alte Autos ins Visier

Im Jahr 2008 gehörten in Deutschland rund 20 Prozent aller im Straßenverkehr Getöteten der Altersgruppe 18 bis 24 Jahre an. Dabei beträgt der Anteil dieser Gruppe an der Gesamtbevölkerung nur 8,3 Prozent. Zur Verbesserung der Situation schlägt die Sachverständigenorganisation Dekra jetzt ein Bündel von Maßnahmen vor. Dazu zählen die verstärkte Überprüfung der technischen Sicherheit älterer Fahrzeuge, eine Zusatzausbildung für Fahranfänger und ein massives Vorgehen gegen Alkohol am Steuer.

„Die Brisanz des Themas ‚Junge Fahrer in alten Autos’ wird noch immer vielfach unterschätzt“, sagt dazu Dekra-Chef Dr. h.c. Klaus Schmidt. Das Gefährdungspotenzial setze sich aus verschiedenen Faktoren zusammen: geringe Fahrpraxis, technische Mängel an den überwiegend älteren Fahrzeugen und mangelnde Instandhaltung. Daher sei es unumgänglich, sich ernsthaft über die europaweite Einführung der jährlichen Hauptuntersuchung für alle Personenwagen Gedanken zu machen, die älter als acht Jahre sind.

Dekra reagierte vor drei Jahren auf die negative Unfallentwicklung bei jungen Autofahrern mit der Sicherheitsinitiative „SafetyCheck“. Dazu werden jedes Jahr junge Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren eingeladen, ihre Fahrzeuge kostenlos auf sicherheitsrelevante Mängel hin überprüfen zu lassen. Im Jahr 2009 nahmen bundesweit rund 15 500 Autohalter an dieser Aktion teil.

Beim „SafetyCheck 2009“ fanden Dekra-Sachverständige mehr als 42 000 Mängel. Im Schnitt waren die untersuchten Fahrzeuge elf Jahre alt und hatten rund 126 000 Kilometer auf dem Tacho. Schwere Mängel stellten die Prüfer überdurchschnittlich häufig an sicherheitsrelevanten Bauteilen fest. An mehr als jedem zweiten Pkw (54 Prozent) lokalisierten die Sachverständigen Mängel am Fahrwerk, den Reifen und der Karosserie; 43 Prozent der Fahrzeuge hatten Mängel an der Bremsanlage.

Das Unfall- und Verletzungsrisiko für junge Fahrer in alten Autos steigt jedoch nicht nur aufgrund der hohen Mängelquote allein, sondern auch infolge einer vielfach fehlenden Sicherheitsausstattung der Fahrzeuge. Bei mehr als jedem dritten (34,5 Prozent) Fahrzeug fehlten wichtige Sicherheitseinrichtungen wie Fahrerairbag, ABS oder ESP. Hinzu kommen eine mangelnde Wartungsmoral und die Neigung zu Do-it-yourself-Reparaturen.

Ein weiterer großer Risikofaktor im Straßenverkehr ist Alkohol am Steuer. Im Jahr 2008 starben in Deutschland 523 Personen an den Folgen eines Alkoholunfalls. Das entspricht zwölf Prozent aller Verkehrstoten. Ein Drittel aller alkoholisierten Fahrer bei Unfällen mit Personenschäden entstammt der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen. Deshalb sind Dekra und die Sicherheitsinitiative ‚Driver’s Corner’ von Bacardi eine Kooperation gegen Alkohol am Steuer eingegangen. Gemeinsam wollen die Partner künftig über die Risiken technischer Fahrzeugmängel aufklären und junge Leute aktiv dazu anhalten, auf Alkohol im Straßenverkehr zu verzichten.

Die Sachverständigen des Bereichs Fahrerlaubnisprüfungen sprechen sich dafür aus, das Modellprojekt „Begleitetes Fahren mit 17“ auf eine breitere Basis zu stellen. Sie bestätigen die positiven Zwischenergebnisse einer Evaluationsstudie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BaSt) in den neuen Bundesländern. Danach schneiden die Teilnehmer des Modellversuchs bei der Fahrerlaubnisprüfung sowohl in Theorie als auch Praxis besser ab als herkömmlich ausgebildete Fahranfänger.

Klaus Schmidt regt außerdem eine Zusatzausbildung für Führerscheinneulinge an. Als positives Beispiel führt er Österreich an. Dort wurde 2003 eine zweite Ausbildungsphase für alle Führerscheinneulinge mit Perfektionsfahrten, Fahrsicherheitstraining und verkehrspsychologische Gruppengesprächen eingeführt. Zahlen aus dem Jahr 2006 zeigen einen deutlichen Rückgang der Unfälle mit Verletzten, besonders bei Alleinunfällen mit männlichen Fahrern. (ampnet/Sm)

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