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Kommentar: Seien wir doch mal populistisch

Die Amerikaner zahlen zur Zeit zehn Prozent Zoll, wenn sie Autos nach Europas exportieren. Unsere europäischen Hersteller müssen beim Export in die USA nur 2,5 Prozent Zoll berappen. Nun droht US-Präsident Donald Trump auf der einen Seite mit hohen Abwehrzöllen gegen die europäischen Auto-Exporte in die USA. Gleichzeitig schlägt er vor, für den Warenverkehr zwischen USA und Europa ganz auf Zölle zu verzichten. Da stellen wir uns mal ganz dumm und reagieren populistisch: Geben wir ihm doch nach und verzichten auf Einfuhrzölle auf amerikanische Autos.

Trump erwartet offenbar, dass dann Chevrolets, Chrysler, US-Fords, Dodges, Camaros und Corvetten Europas Straßen so überschwemmen würden, wie es Trump mit Mercedes-Benz- und BMW-Modellen erlebt, wenn er in New York aus seinem Trump Tower auf die Fifth Avenue blickt. Wir wissen, dass sich das Bild auf unseren Straßen so schnell nicht ändern würde. So groß ist die Zahl der Freunde amerikanischer Autos nicht, dass der Verzicht auf Einfuhrzölle die deutsche Automobilindustrie gefährden würde.

Auf der anderen Seite des Atlantik haben die Leute gute Gründe, europäische Autos den Produkten amerikanischer Unternehmen vorzuziehen. Die deutsche Automobilindustrie betont immer wieder zu Recht, dass ihr Innovationsvorsprung die Garantie für den Erfolg im Markt sei. Fakt ist, niemand zwingt Amerikaner, deutsche Autos zu kaufen. Und doch tun sie es. Oft sogar, obwohl sie teurer sind als US-Produkte in der gleichen Fahrzeugklasse.

Der Verzicht auf alle Zölle für Autos könnte doch auch einen erstaunlich simpel gestrickten „Geschäftsmann“ wie diesem US-Präsidenten beispiel- und bildhafthaft vor Augen führen, woher die Probleme mit der unausgeglichenen Handelsbilanz stammen: Von der fehlenden Wettbewerbsfähigkeit der US-Automobilindustrie. In anderen Bereichen der amerikanischen Industrie sieht es vermutlich nicht anders aus.

Schade, dass weder unsere deutschen, noch die Brüsseler Politiker es wagen, die fehlende Wettbewerbsfähigkeit der US-Industrie lautstark zu benennen und sie international als Vorwand für Trump’sche Ausfälle zu entlarven. Schon wieder ein Betätigungsfeld für Populisten. (ampnet/Sm)

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Peter Schwerdtmann.

Peter Schwerdtmann.

Foto: Auto-Medienportal.Net

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