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Hauptversammlung: VW sieht sich auf dem richtigen Weg

Blitzlichtgewitter heute am frühen Morgen in Hannover. Vor dem Beginn der 55. Volkswagen-Hauptversammlung schreitet Konzernchef Prof. Dr. Martin Winterkorn, begleitet von Wolfgang Porsche und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, durch die Messehallen der Landeshauptstadt. Fein aufgereiht und poliert stehen hier die automobilen Modelle der zwölf Marken des VW-Konzerns. Dem kritischen Blick Winterkorns entgeht nichts. Routiniert schaut der Konzernchef auf jedes Detail und ist dabei stolz auf seine Mannschaft. „Mich hat sehr bewegt, wie die Mannschaft in den letzten Wochen kein bisschen nachgelassen hat. Alle haben mit unverändert hohem Einsatz dafür gearbeitet, die besten Autos für unsere Kunden auf die Straße zu bringen“, sagte er vor dem Hintergrund des inzwischen beigelegten Streits um seine Zukunft.

Ferner hieß Winterkorn die beiden neuen Aufsichtsratsmitglieder Louise Kießling und Julia Kuhn-Piëch Willkommen und lobte das Lebenswerk des ausgeschiedenen Ferdinand Piëch, der in den vergangenen Wochen versucht hatte, am Stuhl des Vorstandsvorsitzenden zu sägen. „Mir ist es wichtig, an dieser Stelle Herrn Dr. Piëch zu danken – im Namen aller 600 000 Mitarbeiter, aber auch persönlich. Ferdinand Piëch hat die Automobilindustrie in den vergangenen fünf Jahrzehnten geprägt, wie kein Zweiter – als Unternehmer, als Ingenieur, als mutiger Visionär. Dieser Konzern und seine Menschen haben Herrn Dr. Piëch sehr viel zu verdanken. Das bleibt. Und vor dieser Lebensleistung haben wir und habe ich großen Respekt“, führte Winterkorn aus und ging anschließend zur Tagesordnung über.

Winterkorn hob das erfolgreiche China-Geschäft hervor und die mehr als zehn Millionen Auslieferungen im vergangenen Jahr. Die Umsätze lagen erstmals bei über 200 Milliarden Euro. Die Rendite vor Steuern liegt bei 7,3 Prozent. „Bis 2018 sollen es mehr als acht Prozent sein“, hob der Konzernchef hervor. Jedes achte weltweit verkaufte neue Fahrzeug ist aus dem Volkswagen-Konzern. Das Unternehmen will ferner seinen globalen Produktionsverbund optimieren. Soll heißen: Der Tiguan wird künftig auch in Mexiko gebaut, und den Polo wird es fortan nur noch als Viertürer geben. Alleine dadurch soll ein dreistelliger Millionenbetrag eingespart werden. Ferner plant Volkswagen den 1,4-Liter TDI-Motor mit drei Zylindern aus dem Programm zu nehmen.

Im Fokus des Interesses stand für die Aktionäre auch das US-Geschäft des Konzerns. „Nach großem Erfolgen hat die Marke Volkswagen hier an Tempo verloren“, musste Martin Winterkorn einräumen. Die Konsequenzen seien gezogen worden. VW will dort seine Modelle in deutlich kürzeren Abständen erneuern. Bereits im zweiten Halbjahr 2015 soll der neue US-Passat auf den Markt kommen, und Ende 2016 feiert das neue Mid-Size-SUV seine Premiere. 2017 soll auch der Tiguan mit verlängertem Radstand nach Amerika kommen. Sein Produktionsstandort wird Puebla in Mexiko.

Für China treibt Volkswagen die Entwicklung eines kostengünstigen Budget-Cars voran. Allerdings nicht zu jedem Preis. Solch ein Modell soll, wie die anderen Autos auch, eine angemessene Rendite abwerfen. Für das laufende Jahr peilt Volkswagen an, dass der Umsatz in Abhängigkeit von den konjunkturellen Rahmenbedingungen um bis zu vier Prozent wächst. Im Bereich Pkw wird mit einer operativen Rendite von bis zu sieben Prozent gerechnet. Mit Sorge hingegen blckt die Industrie nach Russland. Dieser Markt ist innerhalb eines Jahres um 40 Prozent eingebrochen. Der zunehmenden, globalen Unsicherheit gilt es mit Augenmaß zu begegnen. Das gilt besonders für die Truck-Märkte und das Südamerika-Geschäft, hieß es auf der Hauptversammlung.

Der modulare Querbaukasten wirft erste Früchte ab. 2015 wird der Konzern bereits 2,7-Millionen Fahrzeuge auf MQB-Basis produzieren. 2018 sollen es sieben-Millionen sein. Wirtschaftlich habe das Unternehmen mit 3,3 Milliarden Euro im operativen Ergebnis im ersten Quartal den besten Jahresauftakt seiner Geschichte hingelegt, wurde verkünder. Das Programm Future Tracks ist auf gutem Weg. „Auf lange Sicht wollen wir Volkswagen vom Autobauer zum globalen Mobilitätsanbieter machen“, erklärte Winterkorn. Dazu gehören die Elektromobilität und die digitale Welt. Dabei geht es darum dass Ingenieure und IT-Profis gemeinsam das Automobil noch intelligenter, sicherer und effizienter machen. In den kommenden fünf Jahren wird der Konzern deshalb mehr als 85-Milliarden Euro in Produkte, Technologien und Werke investieren. Dazu kommen 22 Milliarden Euro Investment durch die chinesischen Joint Ventures. (ampnet/tw) Von Tim Westermann

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