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Russland liefert die meisten exportierten Autoteile

Zum siebten Mal präsentieren sich deutsche Zulieferer mit einem Gemeinschaftsstand auf der russischen Messe für Zulieferer, der Interauto in Moskau. Die Präsenz der Unternehmen findet in diesem Jahr unter schwierigen Bedingungen statt – sowohl außenpolitisch als auch konjunkturell. Der russische Light-Vehicle-Markt, der sich nach der Krise 2008/2009 überraschend schnell wieder erholt hatte und 2012 um fast elf Prozent auf 2,94 Millionen Einheiten gestiegen war, musste im vergangenen Jahr bereits schon wieder einen Rückgang um 5,5 Prozent auf 2,78 Millionen Neufahrzeuge hinnehmen.

„Bereits im vergangenen Jahr war die Binnenkonjunktur in Russland schwach, der Rubel wurde abgewertet, was die Importe deutlich verteuerte. Im laufenden Jahr hat sich diese Entwicklung noch verstärkt: In den ersten sieben Monaten ging der Neuwagenmarkt in Russland um knapp zehn Prozent auf 1,41 Millionen Einheiten zurück, allein im Juli betrug das Minus 23 Prozent“, sagte Dr. Kay Lindemann, Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie. Der VDA hat in Moskau, wo die Interauto derzeit parallel zum Moskauer Automobil Salon (MIAS) stattfindet, mit Partnern erneut einen Gemeinschaftsstand initiiert.Neun mittelständische Zulieferer und der „Supplier Cluster Russia“ präsentieren sich mit Automobiltechnologie. Zudem gibt es ein VDA-Informationsangebot über die deutsche Automobilindustrie. Viele Zulieferer aus Deutschland produzieren in Russland, einige sind auch mit eigenen Ständen auf der Messe vertreten.

Noch in den Jahren 2011 und 2012 konnten die deutschen Konzernmarken ihren Pkw-Absatz in Russland stark steigern: um 56 Prozent auf 478 500 Einheiten in 2011 und um 28 Prozent auf 613 200 Neuwagen in 2012. Der Marktanteil überschritt die 20 Prozent-Marke. Doch von dem Rückgang des Marktes in 2013 konnten sich auch die deutschen Konzernmarken nicht abkoppeln: Die deutschen Hersteller verzeichneten ein Minus von 4,5 Prozent auf 585 800 Pkw. m bisherigen Jahresverlauf (Januar bis Juli) ging der Absatz von Pkw deutscher Konzernmarken laut Lindemann um fast 14 Prozent auf 286 200 Neuwagen zurück. Der Marktanteil der deutschen Konzernmarken liegt aber weiter über der 20-Prozent-Marke.

Ein ähnliches Bild zeigt der Export nach Russland: 2011 konnte die Ausfuhr noch um gut 61 Prozent auf 150 200 Einheiten gesteigert werden. 2012 gab es ein leichtes Plus von über vier Prozent auf 156 800 Neuwagen. 2013 musste jedoch ein Rückgang beim Export um rund 16 Prozent auf 132 400 Fahrzeuge hingenommen werden. Im ersten Halbjahr 2014 wurden 63.500 Neuwagen nach Russland exportiert, ein Rückgang um gut drei Prozent.

Die deutschen Hersteller verfolgen auch in Russland ihre „Zwei-Säulen-Strategie“: Der Export wird ergänzt durch Fertigung vor Ort. Nach einem Hochlauf in den Jahren 2011 und 2012 gab es 2013 nur noch ein geringes Wachstum von zwei Prozent auf 183 600 Fahrzeuge. Im ersten Halbjahr 2014 erhöhte sich die Vor-Ort-Produktion zwar um rund 15 Prozent auf 102 600 Einheiten.

Auch die deutschen Zulieferer sind seit Jahren auf dem russischen Markt aktiv. Der Exportwert nach Russland von Teilen, Zubehör und Motorenteilen stieg 2013 leicht auf 2,68 Milliarden Euro, ging allerdings im bisherigen Jahresverlauf (bis Mai 2014) um 18 Prozent auf 943 Millionen Euro zurück.

Die deutschen Zulieferer beliefern sowohl internationale als auch russische Hersteller. So unterschiedlich die Ausgangspositionen auch sind – seit nunmehr acht Jahren steigen die Exporte der russischen Automobilindustrie nach Deutschland, allerdings von niedrigem Niveau ausgehend. 2013 erhöhte sich der Wert der Exporte um knapp 27 Prozent auf 65,4 Millionen. Euro. In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres ist ein Plus von gut 41 Prozent auf 32,1 Millionen Euro zu verzeichnen.

Bemerkenswert ist, so der VDA-Geschäftsführer, dass dabei die Teile und Zubehör sowie Motorenteile aus Russland einen Anteil von mehr als 80 Prozent an den gesamten automobilen Exporten nach Deutschland aufweisen: Im vergangenen Jahr handelte es sich um Waren im Wert von rund 54,4 Millionben Euro (83 Prozent), im laufenden Jahr sind es in den ersten fünf Monaten 28 Millionen Euro (87 Prozent) gewesen.

Der russische Markt bietet nach Einschätzung des VDA langfristig Potenzial. Allerdings seien stabile Rahmenbedingungen und ein „Level-Playing-Field“ erforderlich. Der Automobilverband hat vor sechs Jahren in Moskau ein Qualitäts-Management-Center (VDA QMC) gegründet, das Anfang 2009 mit der Arbeit begann. Da die deutschen Hersteller und Zulieferer auch auf dem russischen Markt Lieferanten benötigen, die die weltweit hohen Qualitätsansprüche der deutschen Marken erfüllen, werden dort oder über Trainings bei Herstellern und Lieferanten Mitarbeiter entsprechend den gemeinsam zwischen Herstellern und Zulieferern in Deutschland erarbeiteten Standards und Richtlinien geschult. Im ersten Halbjahr 2014 wurden 400 Teilnehmer von russisch-sprachigen Qualitätsmanagement-Trainern entsprechend geschult. Zu den VDA-QMC-Kunden zählen mehr als 60 Unternehmen, darunter russische Niederlassungen deutscher Zulieferer wie Benteler, Bosch, Brose, Continental, Knorr-Bremse sowie russische Firmen und natürlich deutsche Hersteller, etwa Volkswagen und Daimler. (ampnet/jri)

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