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Deutschland hinkt bei der Mobilität hinterher

Die Bundesbürger sind insgesamt unzufrieden mit der Verkehrssituation in Deutschland. Das ist die Kernaussage der Mobilitätsstudie 2024 der HUK-Coburg. 63 Prozent von rund 4100 Befragten gaben dabei sogar an, dass sie darin eine „Wachstumsbremse“ sehen. Den Zustand der Verkehrsinfrastruktur halten noch einmal fünf Prozent als nicht mehr zeitgemäß für eine moderne Industrienation.

Die Kritik entzündet sich dabei erstaunlicherweise weniger an maroden Autobahnbrücken, Dauerbaustellen und Straßen voller Schlaglöcher, sondern rührt vor allem aus der schlechten Beurteilung des Schienennetzes her. Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer ist der Ansicht, dass eine Verlagerung des Personenverkehrs von der Straße auf die Schiene in Deutschland in der Praxis nicht funktioniert. Dabei würden drei Viertel der Befragten eine solche Entwicklung befürworten. Dementsprechend sehen mit 35 Prozent auch die meisten von ihnen im Schienennetz den wichtigsten Ansatzpunkt für eine Verbesserung der Mobilität in Deutschland. Erst danach folgen mit einigem Abstand das Autostraßennetz mit 18 Prozent, Fahrradwege mit 13 Prozent, das Gehwegenetz mit fünf Prozent und die Wasserstraßen mit drei Prozent.

Andererseits: Aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen haben inzwischen fast zwei Drittel der Umfrageteilnehmer in den zurückliegenden zwölf Monaten ihr Mobilitätsverhalten verändert – etwa indem sie ihre Einkaufsgewohnheiten weiter in den Online-Bereich verschoben. Dafür spricht auch, dass laut der aktuellen HUK-Mobilitätsstudie rund ein Drittel der Bürger hierzulande nach eigenen Angaben mehr im Internet einkauft als zuvor. Ebenso viele Studienteilnehmer, ebenfalls 33 Prozent, fahren inzwischen weniger in die Innenstädte, um Einkäufe zu erledigen. Als Grund für ihre veränderten Verhaltensweisen nennen die Befragten die aktuellen Bedingungen für Ihre persönliche Mobilität, sprich Ihre konkreten Möglichkeiten zur Fortbewegung. Politisch gewollte autofreiere Innenstädte, aber nur unzureichende ÖPNV-Alternativen vermiesen vielen Menschen die Lust, vor Ort einzukaufen.

Das hat sogar Auswirkungen auf die Kommunikation, wie die Studie ergab. Demnach haben 21 Prozent der Befragten mit Freunden und Verwandten häufiger digital Kontakt als sie persönlich zu besuchen. Und mit 19 Prozent schränkte eine fast ebenso große Gruppe den Besuch von Veranstaltungen wie Konzerten oder Theatervorführungen ein. Somit zieht allein in dieser Hinsicht nahezu jeder Fünfte entsprechende Konsequenzen aus der schlechten Verkehrsinfrastruktur in Deutschland. Das bekommen die Innenstädte in Form von weniger Besuchern, sowohl von Geschäften wie auch kulturellen Einrichtungen und Veranstaltungen, zu spüren.

Als Sofortmaßnahme für eine bessere Mobilität fordern vier von zehn Bundesbürgern den Ausbau des Angebots an Bussen, Bahnen und öffentlichem Personennahverkehr im Allgemeinen (41 Prozent) sowie niedrigere Kosten hierfür (40 Prozent). Diese Zahlen entsprechen in etwa auch dem Vorjahresergebnis.

Das Auto behauptet mit 72 Prozent der Nennungen mit weitem Abstand die Pole-Position bei der Frage nach dem Verkehrsmittel der Zukunft. Es werde auch in Zukunft am besten ihre Anforderungen an Mobilität erfüllen, meint die deutliche Mehrheit der Befragten der HUK-Mobilitätsstudie. Die Einschätzung von reinen Elektroautos und Autos mit alternativen Kraftstoffen (wie Wasserstoff und e-Fuels) als Verkehrsmittel der Zukunft hat sich allerdings im Vergleich zum Vorjahr eindeutig verschlechtert. Dabei rutschte das E-Auto von 19 Prozent (2023) auf 15 Prozent ab, Fahrzeuge mit klimafreundlichen Antrieben von 18 Prozent auf 12 Prozent.

„Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass konventionelle Autos mit Verbrennungsmotoren in der Gunst der Deutschen wieder aufgeholt haben“, kommentiert HUK-Coburg-Vorstand Dr. Jörg Rheinländer diesen Trend. Er sieht die Mobilitätspolitik in Deutschland jetzt an einem entscheidenden Punkt: „Die Bürger brauchen Klarheit und Konsistenz bei staatlichen Programmen und Strategien“, meint es. Und sie wollen weniger bzw. keine öffentliche Bevormundung, wie die HUK-Studie ebenfalls ergab. (aum)

Weiterführende Links: HUK-Coburg

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Die HUK-Coburg hat für ihre Mobilitätsstudie 2024 rund 4100 Menschen befragt.

Die HUK-Coburg hat für ihre Mobilitätsstudie 2024 rund 4100 Menschen befragt.

Foto: Autoren-Union Mobilität/HUK-Coburg

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